Plottracker | ||||||||||||||||
|
Halloween 1947Am Samstag, den 25. Oktober ist es wieder soweit und das alljährliche Herbstfest beginnt! Stellans Innenstadt folgt dem Beispiel der Natur und hüllt sich in die bunten Farben der Jahreszeit. Doch die einwöchigen Feierlichkeiten sind nicht bloß dazu da die kommende kalte Jahreszeit gebührend einzuläuten, sondern handelt es sich beim Herbstfest um eine Verschmelzung einer Vielzahl an Bräuchen unterschiedlichster Kulturen, die in Stellan über die Jahrhunderte hinweg gefeiert worden sind. So findet man beispielsweise Aspekte des christlichen Erntedankfestes, bei dem in Dankbarkeit sowohl an den Ertrag der Landwirtschaft erinnert werden soll wie auch an den Wert und Nutzen der Natur und ihrer Gaben. Aber auch Spuren des Tags der Toten, dem sogenannten Día de Muertos findet man, bei dem den Verstorbenen gedacht und der Tod als Teil des Lebens gefeiert wird. Vor allem prägend ist jedoch das keltische Fest Samhein, nach welchem der Schleier zwischen dieser Welt und der Anderswelt, dem Diesseits und dem Jenseits besonders dünn wäre und daher eine Begegnung zwischen beiden Seiten stattfände, zwischen Lebenden und Toten. Neuerdings finden sich allerdings vermehrt auch Einflüsse des Halloweenfestes wieder, ursprünglich einer Ableitung von Samhein, mittlerweile vor allem im amerikanischen Raum jedoch bekannt für den Schabernack, den die jüngeren Generationen in dieser Zeit gerne zu veranstalten pflegen und sicherlich auch bei einigen Schüler:innen der jeweiligen Regionen Anklang findet. Ein verbreiteter Glaube ist diesbezüglich außerdem, dass es besonders machtvollen oder einfühlsamen Magiebegabten möglich wäre zu dieser Zeit und vor allem in der Nacht zum 01. November eine stärkere Verbindung zum Magischen Netz zu spüren und dadurch kraftvollere Zauber weben zu können - wie viel an dieser Behauptung dran ist, ist jedoch jedem selbst überlassen, denn schlussendlich gibt es keinen Weg den Grad der Verbindung zu messen und wissenschaftlich auszuwerten, weswegen es manche bloß als Aberglaube abtun, andere jedoch darauf zu schwören scheinen. Über viele Jahrhunderte vermischten sich diese und weitere Bräuche miteinander, wodurch bei den Herbstfeierlichkeiten, die in Stellans sowie anderen Taschendimensionen und magischen Gemeinden stattfinden, keine klare Grenze mehr zwischen ihnen gezogen werden kann. Man könnte sagen es entstand etwas Neues aus all diesen verschiedenen und in Teilen doch ähnlichen Einflüssen. Während dieser Woche im Jahr schmückt sich Stellans also nicht nur im bunten Blätterkleid des Herbstes, sondern auch mit Eigenschaften aller möglichen Brauchtümer, die zu dieser Jahreszeit Einzug in die verschiedensten Länder und Kulturen halten. Man findet ein wildes und doch stets seltsam stimmiges Gemisch aus Kürbissen, Kreuzen, den verschiedensten Toteninsignien, Getreidegeflechten und mehr, malerisch beleuchtet durch Fackeln und Laternen, welche die ganze Stadt in ein geradezu goldenes Licht tauchen. Zusammenfließen tut dies alles in der Innenstadt der Taschendimension, auf dem beliebten Herbstmarkt. Dort findet man eine Vielzahl von Ständen und Budern, die unter anderem die Erzeugnisse der vergangenen Ernte anbieten - entweder in ihrer puren Form oder als Produkte eben dieser. Aber es gibt auch traditionelle Totenmasken oder festlichen Grabschmuck zu erstehen, thematisch passende Artefakte oder Schmuckstücke zu erwerben und schlichtweg die Atmosphäre zu genießen. An einigen Ecken des weitläufigen Marktes wird außerdem Musik gespielt, während es hier und da auch kulturelle Aufführungen zu bewundern gibt oder magischen Ritualen beigewohnt werden kann. Die Feierlichkeiten beginnen am Abend des 25. Oktobers und dauern bis zur Nacht des 31. Oktobers an. Als Höhepunkt des Festes gilt stets die alljährliche Rede, die in der Regel von einem Mitglied des Zauberrates gehalten wird. Da sich jedoch seit diesem Jahr der Sitz des Rates in Stellans befindet, wird mit einem größeren politischen Aufgebot gerechnet als üblich. Typischerweise werden die Ehrung der Toten, der Dank an die Landwirte und Natur sowie der Rückblick auf das vergangene Jahr zum Thema gemacht. Darüber hinaus wird stets ein Schwerpunktthema gewählt, welches der Rat als äußerst wichtig für die vorherrschende Zeit erachtet und sich daher in der Pflicht sieht dieses gegenüber der Bevölkerung zur Sprache zu bringen. Vor allem in Anbetracht der Neuwahl zu Beginn des Jahres wird diese Rede von Interessierten mit Spannung erwartet, um zu erfahren welche Politik vom Zauberrat für die nächsten vier Jahre zu erwarten ist. War es Einbildung oder schien es am heutigen Tag kühler in den Mauern des altehrwürdigen Schlosses Adamas zu sein? Selbstverständlich war es in dem Schloss nie zu warm, nie zu kalt, stets magisch bestens temperiert, und doch fühlte es sich heute so an, als würde eine schwache kühle Brise ihren Weg durch das Gemäuer finden. Und war sie jetzt nicht schon zum zweiten Mal an den Klassenräumen für Zaubertränke vorbeigekommen? Warum stand sie nun schon zum dritten Mal vor dem entsprechenden Schild an der Seite der Holztüre? Sie hätte schwören können, sie war vorhin schon hier gewesen. Offensichtlich hatte sie vergeblich den richtigen Weg gesucht. Dabei war Adamas doch dafür bekannt, all den Menschen in seinen Mauern bei der Wegfindung zu helfen. Ob das Schloss nun lebte oder ein eigenes Bewusstsein hatte, konnte niemand so genau sagen. Fraglich war, ob irgendjemand überhaupt eine konkrete Aussage auf dieses Mysterium hatte. Als sie sich umdrehte, sah sie weitere fragende Blicke einiger Schüler:innen, die ebenfalls vor besagten Klassenräumen standen und verloren in die verschiedenen Richtungen blickten. Fest stand, heute führte das Schloss sie alle in die Irre, statt an die Orte, an denen sie zu sein hatten. Es fröstelte sie, als sie in der Haupthalle ankam. Auch hier wollte sie nicht sein, auch hier sollte sie nicht sein. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie unentwegt die falschen Gänge einschlug, warum sie den Weg zu ihrem eigenen Zimmer nicht fand, obwohl sie den Weg doch sonst selbst mit geschlossenen Augen bewerkstelligen konnte. Den anderen Schüler:innen schien es ähnlich zu gehen. Sie hörte viele Stimmen, die es nicht zur Bibliothek schafften oder Büros der Lehrkräfte nicht fanden. Fraglos schauten sie alle in die Runde. Sie strich sich mehrmals über die Oberarme. Sie trug keine Jacke und die weiße Bluse war zu dünn, als dass sie die kalte Luft einfach abschütteln konnte. Etwas war seltsam hier, aber was es war, wusste sie schlichtweg nicht. Vielleicht kümmerten sich die Lehrkräfte bereits um das Problem und waren daher in ihren Büros oder Hinterzimmern. Andernfalls konnte sie sich nicht erklären, warum sie keine Lehrperson hier in der Haupthalle sehen konnte. Stattdessen glaubte sie mehrfach Schatten oder Schemen auszumachen, die hinter ihr und den restlichen Schüler:innen vorbeihuschten. Ihr Unmut schien ihr inzwischen ebenfalls einen Streich zu spielen. Bis sie einen Gargoyle entdeckte, der mit seinen kleinen steinernen Klauen stumme Anweisungen gab. Doch als sie seinem Blick folgte, sah sie da keine Schüler:innen, die er in eine bestimmte Richtung schickte, damit sie ihren Weg fanden. Es waren fast transparente, helle Erscheinungen, die plötzlich in den Mauern verschwanden. Als wären sie gar nicht erst da gewesen. Adamas verschluckte ihre Aura, aber anders als seine Schüler:innen und sein Personal schien es die fremden Wesen nicht in die Irre zu führen.
|