Na, wie fühlt es sich an, mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden zu sein? Deine Mitmenschen sehen in dir nur den Familiennamen und das Geld, das damit einhergeht. Old Money Privilege steht dir quasi auf die Stirn geschrieben, doch dass du mehr bist als das, übersehen deine Mitmenschen gerne. Vielleicht liegt es auch einfach an deinem puppenhaften Auftreten und deinem scheinbar zurückhaltenden, schüchternen Charakter, weshalb du von anderen nicht ernst genommen wirst. Ständig wird auf dich herabgeblickt. Du wirst belächelt, als süß oder niedlich abgestempelt und wie immer in diese eine Schublade gesteckt: Blondes Dummchen. Von Haus aus bist du gut erzogen und hast die feine Etikette wie keine andere verinnerlicht. Anstatt deine ehrliche Meinung kundzutun, gibst du lieber anderen Recht und hältst das Bild aufrecht, das du so sehr verabscheust. Du bist weder schüchtern noch zurückhaltend. Du bist nicht leise und gewiss keine Ja-Sagerin. Du bist laut, dickköpfig, und an manchen Tagen möchtest du einfach nur explodieren, deinem Gegenüber ins Gesicht schreien, dass du kein Püppchen bist, dass da sehr wohl mehr in deinem Köpfchen steckt als heiße Luft. Bisher ist dieser Vulkan noch nicht ausgebrochen, doch es brodelt schon lange, und du weißt nicht, wie viel noch fehlt, bis es endlich kracht, bis du endlich genug hast und die Ketten sprengst, die dich vollkommen bewegungsunfähig zu machen scheinen. Den ersten Schritt dorthin hast du bereits mit der Ablehnung eines Heiratsantrags getan. Ein guter Fang, hochgelobt von deinen Eltern, doch rein zweckmäßig und des Geldes wegen. Das kommt für dich nicht in Frage; du möchtest nicht heiraten, weil es die Rationalität vorsieht, sondern aus Liebe. Von deinen Eltern bekommst du dafür nur ein verständnisloses Kopfschütteln, denn Liebe ist etwas für Kinder – sie müssen es ja wissen, denn etwas wie Liebe sucht man in ihrer Ehe vergebens. Du dagegen glaubst, sie vielleicht schon gefunden zu haben. Wer hätte gedacht, dass der Mann, dem du regelmäßig dein Leid über dein verkorkstes Leben klagst, einen derart bleibenden Eindruck bei dir hinterlassen würde? Vielleicht liegt das daran, dass er dir zur Abwechslung mal zuhört. Wirklich zuhört. Corvus Cresswell gibt dir nicht das Gefühl, dumm oder nur ein schickes Accessoire zu sein. Vielmehr lässt er dir die gleiche Gleichgültigkeit zuteilwerden wie jedem anderen Menschen auch. Er sucht weder Bestätigung noch Nähe, zudem scheint er weder an deinem Namen oder Geld interessiert zu sein und das ist — aufregend. Du liebst Rätsel seit jeher, und bisher ist dir kein größeres in die Hände geraten als dieser Mann, der noch verschlossener wirkt als ein Buch mit sieben Siegeln. Zu seinem Leidwesen hast du es dir zur Aufgabe gemacht, genau dieses Rätsel zu lösen, dem Kerl auf den Zahn zu fühlen, der dich so sehr in den Bann gezogen hat, dass es dir beinahe schon peinlich ist. Aber hey, du bist eine Fairchild, und eine Fairchild bekommt immer, was sie will.

Shortfacts

• Birdie Fairchild
  
• 25 Jahre
  
• Ohne Ächtung
  
• Oberschicht
  

FC: Sabrina Carpenter?

Respekt. Das kann man ruhig mal sagen, denn es hätte jeder verstanden, wenn du aufgegeben hättest. Der Weg, den du hinter dir hast, ist gepflastert mit Tod, Elend und Verlust. Deine schwierige Kindheit, gezeichnet von einem abwesenden, alkoholkranken Vater und einer emotional distanzierten Mutter, ließ dir nur eine Konstante: deinen jüngeren Bruder Oswald. Und dann kommt sie — völlig unverhofft und wie gleißendes Sonnenlicht erhellt Ophelia deine Welt. Eine Sinma, die nichts mit deinen magischen Wurzeln gemeinsam hat, und doch gibt es so viele Gemeinsamkeiten zwischen euch, dass sie es schafft, dir sofort den Kopf zu verdrehen. Die Verlobung folgt schnell, und zum ersten Mal in deinem Leben fühlst du dich angekommen. Ophelia ist deine Gegenwart und Zukunft. Doch zur Hochzeit soll es nie kommen. Als 1939 der Krieg über Europa hereinbricht, werden du und dein Bruder eingezogen. Nur wenige Monate später stirbt Oswald, und mit ihm verlierst du nicht nur einen Bruder, sondern auch deinen besten Freund. Ein Jahr darauf kommt auch Ophelia unerwartet bei einem nächtlichen Luftangriff ums Leben. Innerhalb weniger Monate hast du die zwei wichtigsten Menschen in deinem Leben verloren, und du stehst vor der entscheidenden Frage: Was jetzt? Der Krieg hat dir alles genommen und alles abverlangt. Du hast getötet, um nicht getötet zu werden, doch im Krieg gibt es keine Helden, nur Verlierer — und du bist gewiss einer von ihnen. Anstatt deinen Dienst als Soldat fortzuführen, fliehst du in die Sicherheit der Taschendimension Stellans und bleibst dort. Zu Hause gibt es nichts mehr für dich. Dein Bruder und deine Verlobte sind fort, unwiederbringlich. Deine Mutter sitzt in einer Nervenheilanstalt, unerreichbar. Und dein Vater? Zu ihm hattest du nie eine enge Beziehung, aber ihr schreibt euch hin und wieder Briefe. Du hast alles verloren, was du hättest verlieren können, und nichts und niemand treibt dich mehr an. Also suchst du dir einen neuen Sinn, eine neue Aufgabe. Du schließt dich dem Spinnennetz an, nutzt dein unvollendetes Psychologie-Studium und gibst anderen die Möglichkeit, ihren emotionalen Ballast bei dir abzuladen. Schließlich warst du schon immer ein guter Zuhörer. Dass daraus im Laufe der Zeit ein düsteres Geschäft entsteht, das zweifellos gegen das Gesetz verstoßen würde, ist ungewollt. Doch du fügst dich und bietest dich fortan auch unter der Hand als Auftragsmörder oder „Dienstleister“, wie du es nennst, an. Seitdem bestreitest du auf diese Weise dein Leben: Seelsorger bei Tag, Seelenlöscher bei Nacht. Ob du darauf stolz sein kannst, ist wohl Ansichtssache, denn du nimmst nur die Aufträge an, die in deinem Weltbild vertretbar sind. Deine Arbeit als menschlicher Kummerkasten kann man heute, wenn überhaupt, nur noch als Hobby bezeichnen. Du magst es, anderen Menschen zuzuhören, und du bist froh, wenn du ihnen damit helfen kannst. Dass du dabei allerdings die Aufmerksamkeit einer jungen Dame geweckt hast, stört dich ein wenig. Sie ist dir für deinen Geschmack etwas zu aufdringlich. Du hast gewiss nichts gegen Birdie Fairchild, doch bist du dir bewusst, dass es für sie besser wäre, sich von dir fernzuhalten.

Shortfacts

• Corvus Cresswell
  
• 31 Jahre
  
• Ohne Ächtung
  
• Mittelschicht
  
• Schwarzmagier
  
• Spinnennetz
  

FC: Freddy Carter