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”Du würdest meine Sammlung zur Geschmacklosigkeit verdammen.” Chiyeol Byun passte nicht in sein Sortiment; nicht als Gegenstand, nicht als Anhängsel, nicht als Angestellter, Untergebener oder, Gott bewahre, als Freund. Nur die Rolle des Feindes, dem man unweigerlich zu viel Bedeutung beimaß, erfüllte der Mann in dem chaotischen Aufzug mit dem zerzausten Haar und dem Schlafzimmerblick bis zur Perfektion.
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So leicht es Alejandro im Normalfall auch fiel, herauszufinden, wonach sich jemand sehnte, waren Chiyeols Wünsche und Träume ihm doch weiterhin ein Rätsel. Der Weg zu ihnen war ihm versperrt; es war eine Grenze, die er selbst gezogen hatte und nicht zu überschreiten wagte. In Chiyeols Traumwelt einzudringen, war ihm schlichtweg unmöglich.
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Alejandro hingegen, der war wirklich frei. Vielleicht sollte er dem Syndikat doch eine Grußkarte mit einem netten Dank schicken, immerhin hatten sie dies erst möglich gemacht. Hätte das Syndikat ihn nicht verschmäht und Chiyeol ihn nicht verraten, wäre er jetzt auch nur ein Tier, das gelernt hatte, Fers zu laufen.
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Ein Hund an der Leine des Syndikats, mehr war Chiyeol Byun nicht, selbst wenn er sich für einen Freigeist hielt. Seine Kunst, sein vermeintlicher Brotjob, war hingegen ein trübseliger Versuch, sich Freiheit zu erkaufen, die er nicht besaß.
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Der eine badete in seiner eigenen Genüsslichkeit, während der andere unbewegt und aalglatt blieb, sich selbst wie auch alles um sich herum zu ernst nehmend, um Chiyeols Lächeln jemals mit einem eigenen zu bestätigen. Wenn Alejandro Zerrudo lächelte, dann aus Kalkulation – schleichend wie eine Schlange, die sich lautlos schlängelnd auf ihre Beute zubewegte.
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Es war lange her, dass sie das gleiche Ziel vor Augen gehabt hatten, und dass der eine dieses Ziel erreicht hatte, der andere hingegen nicht. Und doch hatte Alejandro es nie überwunden, der andere in diesem Szenario gewesen zu sein. Er verübelte es Chiyeol noch immer, gewonnen zu haben – und wenn Alejandro eines war, dann nachtragend wie ein zorniger Gott.
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Chiyeol war wie durch Papier blutende Tinte, die alle anderen geschriebenen Zeilen unleserlich machte.
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Die schottische Sirene, so wurde sie vor jedem Auftritt angepriesen, und Alejandro verstand vom ersten Augenblick an, warum. Es war nicht ihr Äußeres, war sie doch nicht halb so funkelnd und strahlen wie die Burlesque-Tänzerinnen, sondern von authentischer Komplexheit. Es wirkte nicht einmal, als würde sie eine Show abziehen, sondern als könnte sie gar nicht, als jedes ihrer Lieder aus sich herausbrechen zu lassen. Begleitet wurde sie spärlich, oft waren es ihre eigenen Hände, die über die Taste
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Das Gelächter seiner einstigen Mitschüler war ihm eine geheime Sprache gewesen, voller Barrieren, die ihn auf Abstand hielten; innerhalb ihrer Sprache hatten sie etwas miteinander geteilt, über das sich Alejandro stets den Kopf zerbrochen hatte und dessen Rätsel er zu Schulzeiten doch nicht hatte lösen können.
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