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Doch Maksim schien irgendwo zu sein, nur nicht in diesem Moment; sein Lächeln kläglich, was Eliyas beunruhigt hätte, wenn er sich nicht dazu entschied, dass dies nicht passieren konnte, weil wo wären sie, wenn ihn irgendetwas verunsichern würde, das der Fedorov tat oder nicht tat? Wünschte er sich, dass Maksim ihn beglückwünschte und umarmte? Natürlich. Würde dies jemals geschehen? Nein, weil sie eben nun einmal waren, wer sie waren.
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Zwei Wochen war länger, als sie das erste Mal, vor so vielen Jahren, als sie noch in Adamas zur Schule gegangen waren, zusammen gewesen waren. Man konnte somit durchaus behaupten, dass es zwischen den beiden Männern ernst wurde.
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Eliyas Katz war wieder verliebt, und er machte dies zu jedermanns Problem, weil was andere als Problem sahen, ihm die purste Freude war.
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Eliyas Katz war verliebt. Und immer wenn er verliebt war, verlor er jedes Gefühl für die Launen der Menschen um sich herum, ging lichterloh auf und verbrannte wie eine Zündkerze; so viel Körper, der bebte und sich wand und wie schwebend dem Himmel angehörte, anstatt am Boden zu heften; und die Süße der Tage wie dichter Wein auf der Zunge.
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Als Verliebter war es, ebenso wie als Geburtstagskind, seine Aufgabe, nervtötend zu sein. Wenn man verliebt und nicht nervig war, verriet man seines Erachtens nach den Geliebten. Man verriet die Beziehung, die in den Anfängen fragil war und durch eine wohlgemeinte Übertreibung beschützt werden musste.
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Er nickte sogar beflissen, als der Beschnauzerte darüber faselte, er sei Rugby-Spieler. Das erklärte die Beine. Nein, Eliyas hatte ganz sicher nie gesagt, er wolle ein Rugby-Spiel sehen, sondern nur, dass er in ihre Umkleideräume eingeladen werden wollte, aber das sprach er nicht aus, sondern warf Griffith einen langen Blick zu. Blond. Groß. Breitschultrig. Seit wann zog es Ambróis Cassidy zu Maksim Fedorov Doppelgängern hin?
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Schmeichelei und Beleidigung gingen bei ihnen stets Hand in Hand. Und weil sie einander in dieser Hinsicht so ähnlich waren, machte es ihm auch nichts, ihn zu küssen; sie wussten beide, dass dort nichts mehr war, an dem sie hingen. Zu viele Jahre waren ins Land gezogen, zu viele Männer hatten sie einander überlassen oder abgenommen: auch wie Geschenke. Als hätten sie Zwillingsherzen, die sich doch immer an die gleichen Menschen ketteten, meist nie für lange Zeit, denn auch in der Hinsicht waren sie einander so ähnlich geworden, dass es kaum noch vorstellbar war, dass sie einst ein Paar gewesen waren.
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Er grinste gerade, drauf und dran, den bodenlangen Krepprock zum Schwingen zu bringen, als er den blonden Mann bemerkte, mit köstlichen Locken wie ein Engel, Sommersprossen und Beinen, bei denen Eliyas’ Augen fast verlegen, keusch als wäre das unerhört, beiseite zucken wollten. Aber nicht konnten. Und er wurde zurück angestarrt, jedoch mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, als würde der andere überlegen, ihn hier und jetzt zu Boden zu wrestlen, woraufhin Eliyas vor Vergnügen rot anlief und ihn beschwipst anstrahlte.
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Hätte man irgendjemanden zu seiner Schulzeit gefragt, was er einmal werden würde, hätte wohl niemand bei Eliyas Katz auf Excubitor getippt. Eher hätten sie darauf gewettet, ihn an der Flasche hängend in den alten Kneipen herumhängen zu sehen, sich betrinkend, manchmal Gedichte veröffentlichend, ein kleines, schmerzhaftes Leben; eingekartet wie ein verkohltes Herz.
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Was ihn hätte glücklich stimmen soll, erfüllte ihn mit einem schrecklichen Fieber, das er aus sich herauszuspülen versuchte; sein Innerstes desinifiziert wie eine Wunde, die man vorm Eitern bewahren wollte. In dem Fall war die Wunde seine verzweifelte Liebe zu Maksim, der Eiter der Moment, in dem er ihn vollkommen missverstanden hatte, und die Naht die Scham, die ihn wegen alledem erfüllte.
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Wenn mich etwas an dir stört, dann ist es die Annahme, ich würde lieber den anderen schreiben als dir. Eigentlich schreibe ich keinem von euch undankbaren Rotzbengeln gern.
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Das Problem war, dass er jeden Fehler, den er in den letzten Tagen gemacht hatte, vor sich aufgefaltet sah. 1. Sich für eine Schicht auf dem Herbstfest einteilen lassen. 2. Mit Zedekiah flirten, anstatt seinen Job gründlich zu machen. 3. Maksim. 4. Seinem Vorgesetzten nicht zu sagen, dass er Zedekiah kannte. 5. Seinem Vorgesetzten nicht zu sagen, dass er kurz vor dem Anschlag mit Zedekiah gesprochen hatte. 6. Auch jetzt noch denken, das wäre alles überhaupt nicht schlimm.
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Er konnte einfach nicht glauben, dass ausgerechnet Zedekiah als Verdächtiger vor ihm saß und mit jedem weiteren Wort das bewerkstelligte, was nur den Wenigsten gelang: Eliyas Katz zu beschämen.
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Was soll das eigentlich heißen, du willst deinen Geburtstag nicht im Royal Kitty verbringen? Es ist vielleicht kitschig und das Klientel etwas berührungsaffin, aber ich finde das eine ganz großartige Idee. Ich gehe als dein Vater, habe den perfekten Anzug dafür. Oder doch lieber als Katya? Ich könnte mir einen ganz wunderbaren Pelz besorgen.
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Grüß Katya und Agnessa und meinetwegen auch Miron. Nikolay musst du von mir nicht grüßen, der bekommt mich ja auch so schon nicht aus dem Kopf, da müssen wir ihn nicht noch an mich und mein perfektes Erscheinungsbild erinnern.
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Fedorov,
Jeder Brief von dir ist ein absoluter Genuss, weil du dich so herrlich darauf verstehst, dich zu beschweren. ![]()
”Es könnte aber auch sein, dass er einfach in letzter Zeit seltsam gelaunt ist. Manchmal reagiert er zum Beispiel sehr empfindlich auf zu starken Kaffee. Noch schlechter natürlich auf zu milden Kaffee. Und am schlechtesten auf gar keinen Kaffee. Hat er dir gegenüber irgendetwas von Kaffee erwähnt?”
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Aber das war auch nur in der Theorie ein Punkt der Reue für Eliyas, denn in der Praxis benötigte es nur zehn Minuten von Peregrines Hawthrons Gesellschaft, um ihn zu der Überzeugung kommen zu lassen, dass er damals doch richtig gehandelt hatte. Der Mann war mit seiner trockenen Art und seiner Weigerung, Eliyas amüsant, charmant und attraktiv zu finden, doch nichts weiter als unerträglich.
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Aber sie glaubte wohl auch nicht mehr daran, dass es sich dabei um Agnessa handeln könnte, obwohl Eliyas sich seit Jahren eine kleine Freude daraus machte, sich vorzustellen, die hübsche Brünette mit den Rehaugen zu heiraten, damit sie einen ehrbaren Mann aus ihm machte.
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Ich meine nur … Gut, dass ich nicht schwanger werden kann, ich würde mich gar nicht gut schlagen.
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Er konnte Zedekiah unmöglich allein durch dieses Auge des Sturms schicken — bei seinem Glück würde er einfach nur aus Versehen sagen, er sei für alles verantwortlich, und vor Gericht gezerrt werden.
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Er war schon oft geküsst worden, manchmal so überraschend, dass er das Gesicht weggedreht hatte. Manchmal so sanft, dass er geglaubt hatte, man wolle ihn damit verhöhnen. Jeder Mensch küsste anders, und Maksim Fedorov schien das Privileg gepachtet zu haben, dass seine Küsse sich genau wie seine Schläge anfühlten.
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"Schön. Du veränderst nicht die Welt, aber mich berühren deine Wetterberichte sehr", murmelte Eliyas nun. "Unsittlich sogar, wenn du so willst."
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”Natürlich liebe ich meine Arbeit. Fast … alles an ihr. Es ist kompliziert? Vielleicht ist das ja das Problem. Vielleicht ist es nicht gesund, etwas zu lieben, das einen nicht zurücklieben kann.”
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Was Maksim nicht verstand und Eliyas zu feige, zuzugeben war, war doch, dass der Katz nicht länger siebzehn war. Er fürchtete mittlerweile das Urteil anderer. Er fürchtete, zu sehr herausgefordert, kritisiert und verurteilt zu werden. Er hatte sich Angst wachsen lassen, wo früher Dreistigkeit gewesen war. In vielerlei Hinsicht fühlte er sich seit Monaten, als würde er nur noch sein altes Ich imitieren.
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Zu sagen, dass Maksim für ihn doch mehr war, als sein bester Freund. Natürlich war er das auch weiterhin. Aber Maksim Fedorov war leider auch das Ziel, das er nie erreichen würde. Er war der Mensch, nach dem sich zu sehnen er stets allem anderen vorgezogen hatte.
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Er versuchte nüchtern zu werden, ganz dringend, blinzelte und atmete doch tief ein, ein Schaudern am ganzen Körper. “Wenn du mich hasst, bitte sag’s mir nicht”, flüsterte er heiser.
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Wer brauchte hier wen? Wer klammerte am anderen, während ihre Blicke aneinander vorbei rutschten, sich niemals trafen, so wie auch ihre Annahmen immer aneinander vorbei rauschten und sie voneinander weg trieben, wenn nicht körperlich, so doch im Denken?
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“Mir wird so oft gesagt, dass ich ein Talent dafür habe, das Falsche zu sagen. Und vermutlich stimmt das auch“, sagte er nun langsam. “Aber ich weiß nicht, ob ich gerne mehr wie du sein sollte. Du weißt wirklich immer das Richtige zu sagen. Du weißt immer, was du sagen musst, um mich zu verletzen.“
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Oder war es nur Eliyas, der sich von diesem Raum wie in eine Zwangsjacke gesteckt fühlte? Spürte der Fedorov diesen eisernen Griff nicht mehr, oder viel schlimmer als das: war er ihn schon gewöhnt, musste sich nicht mehr über ihn wundern, sondern sich ihm nur noch ergeben?
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