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Er war schon immer Experte darin gewesen, sich ausgerechnet nach der Nähe zu sehnen, die von einer zur Faust geballten Hand gebracht wurde. Sie schmeckte zu gut; sie fühlte sich an, wie als müsse er sie sich nicht erst verdienen; sie gehörte ihm, ohne dass er etwas dafür tun musste. Sie war die einfachste Form der Zuneigung, und von Maksim war sie momentan vermutlich alles, was er zu erhalten hoffen konnte.
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Eine gefühlte Ewigkeit saß er dort, dann sammelte er sich, suchte nach ein paar Flaschen Wein und verließ die Wohnung wieder. Und als er den Park erneut betrat, man ihn laut johlend fragte, wo er den Fedorov gelassen habe, dämmerte ihm, dass Maksim nicht gelogen hatte. Natürlich nicht, wie naiv von ihm, das zu glauben! Maksim Fedorov hatte nicht gelogen, als er sagte, er wolle ihn nie wiedersehen.
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Es war nicht so, wie Maksim dachte. Eliyas waren seine Freundschaften heilig, Maksim war ihm heilig, aber die Anstrengung, die es ihn kostete, nicht damit herauszuplatzen, dass er nie richtig geliebt hatte, nur hoffnungsvoll und verquer, im Glauben, er könne dadurch jeglichen Gedanken an Maksim abschütteln, verhinderte dass er überhaupt etwas sagen konnte.
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Maksim Fedorov machte in diesem Augenblick vor allem eines deutlich: Er wollte in den Ring steigen und sich wahrhaftig prügeln; er wollte ihn mit sich in einen Sumpf ziehen, von dem Eliyas, der stets vornehmer tat als er seiner Herkunfts wegen war, sich abgestoßen fühlte.
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Eine stumme Hoffnung regte sich auch jetzt noch in Eliyas — egal, wie unsinnig es auch war, hoffte er, dass Maksim doch noch lachte und alles wieder wie immer wäre. Oder vielleicht hoffte er auch, sie könnten sich beide am Riemen reißen und so tun als ob es das wäre, auch wenn die Wahrheit wie stinkender Schwefel in der Luft lag.
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Katya war also wieder in Stellans. Interessant aber nicht interessant genug, um ihm mehr als einen kalten Spruch zu entlocken: ”Und? Hast du ihr zur Begrüßung auch eine übergezogen?”
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Sein Blick flackerte kurz zu Koshka, der zwischen ihnen beiden herumwuselte, und kurz wünschte er sich, der Husky würde mal auf die Idee kommen, die nervige Motte zu jagen oder zu fressen… Aber auf eine solch grandiose Idee schien Maksims Familiar nicht zu kommen, selbst wenn er Eliyas, der das Schlehengeistchen manchmal regelrecht unerträglich fand, damit einen Gefallen getan hätte.
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Der Schmerz war so eindringlich, dass er zu schwer auf einmal zu fühlen war. Aber er stolperte von der Wucht einen Schritt zurück, sein Kopf ging unangenehm nach hinten; kein Ausweichen, ein schmerzerfülltes Empfangen. Wie erbärmlich, dass er sich wünschte, Maksim würde direkt noch einmal zuschlagen. ”Danke”, nuschelte er ominös.
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Nein, das hier ist nur ein kleiner Streit, redete sich Eliyas ein. Dass sein Familiar bei dem Gedanken leise hüstelte und das fühlt sich aber gar nicht danach an behauptete, wies er vehement von sich.
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Trotz dass Maksim ihm keinerlei Aufschluss über seine Laune gab, glaubte Eliyas jedoch nicht daran, dass dies das Ende ihrer Freundschaft war. Er wusste aus Erfahrung, dass Maksims Launen wieder verflogen, wenn man ihm genug Raum und Zeit gab, um über alles nachzudenken — nur geben wollte Eliyas ihm weder das eine, noch das andere.
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Gerade wollte Eliyas Maksim einfach nur an die Wand klatschen. Wenn die Vorstellung für ihn nicht so absurd wäre, seinen besten Freund mit dem breiten Kreuz einfach am Kragen anzuheben und gegen das nächste Schaufenster zu schubsen, hätte er es vielleicht sogar versucht.
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Wut darauf, dass er nicht einmal mehr wusste, wie er Briefe an seine Eltern, an seine Freunde, oh, vor allem aber an Maksim, schreiben sollte, die nicht zensiert werden würden. Wut darauf, dass seine Gedichte sich formlos und nackt anfühlten und er sie nicht genoss, sondern selbst verachtete.
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Sie berührten einander nicht. Nicht wirklich. Nur mit Ellbögen, die man mal in die Seite rammte, oder einem Klaps auf den Hinterkopf. Eliyas hatte regelrecht Angst davor, Maksim könnte ihn doch irgendwann einmal in eine Umarmung ziehen. Was, wenn dann alles aus ihm herauspurzelte, was er jahrelang tief in sich vergraben hatte? Was, wenn Maksim spürte, wie er sich verspannte aber sich dann so nah an ihn drückte, so verräterisch nah, dass er sofort wusste: Mein bester Freund ist in mich verliebt.
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Mehr noch als Eliyas Familiar, war Maksim die Stimme der Vernunft in seinem Kopf. Manchmal so lästig, vor allem wenn er das Gefühl hatte, sie riefe ihn heim und rede ihm ins Gewissen. Heute fühlte er sich dieser Stimme nicht nah, heute war sie so weit weg wie Maksims Blick, der irgendwie immer und überall war, nur nie dort, wo Eliyas ihn haben wollte: auf sich. Immer auf sich.
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"Ich komm mit."
Keiner der anderen Anwesenden schien überrascht darüber zu sein, wie als könnten sie sich nicht vorstellen, dass Eliyas sich nur anbot, weil er vor Wut schwelte und Maksim auf dem Weg zu Rousseaus Wohnung in den nächstbesten Fluss stürzen wollte. ![]()
"Sei vorsichtig, Rousseau"; samtweich, gefährlich, die Stimme lauernd während sich ein Lächeln wie das Zähnefletschen eines in die Ecke gedrängten Tieres auf Eliyas Lippen ausbreitete. "Oder ich erinnere alle daran, wie du im ersten Jahr rumgelaufen bist. Glaub mir, ich hab die von Mami gestrickten Unterhosen nicht vergessen."
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Nein, auch Eliyas kroch für eine Schrecksekunde eine grässliche Röte ins Gesicht und seine Lippen pressten sich aufeinander, während Bombalurina ganz langsam ein weißes Bein aus seinem Ärmel schob und sich dann auf seinen Handrücken setzte und etwas Leises zirpte, von wegen ich sag ja, ein bisschen leiser zu sein würde dir schon gut tun, das Eliyas zu überhören beschloss.
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