Alle Inplayzitate
Sie empfand keine Blöße dabei allein zu sein, sie brauchte niemanden an in ihrer Seite. Aber als sie Silas eintreten sah, wünschte sie einen absurd attraktiven Partner an ihrer Seite sitzen zu haben.
Héloïse hatte nicht nur für sich selbst große Ziele gehabt, sie hatte auch für andere träumen können. Und eine Fantasie aufzugeben war oft schmerzhafter als etwas in der Wirklichkeit zu entbehren.
Der Vorwurf war alt und Margot könnte sich daran fast langweilen, wenn er sich nicht so bitter über sie legen würde. Ein Schleier überreifter Aprikosen. Sie war immer die Gierige. Immer hungrig in den Blicken ihrer Familie, immer unbefriedigt.
Aber vielleicht würde das alles auch nur schlimmer machen. Weil Heyne den Splitter doch spüren kann. Weil er doch sieht, wie sich die Infektion, die von der Wunde ausgeht, langsam aber stetig durch das Fundament frisst, auf dem sie ihre Freundschaft errichtet haben.
Dachten Sie, ich würde mich von diesen verheißungsvollen Worten betören lassen? Mich mit geöffneten Vorhängen unter dem fremden Blick laben oder räkeln wie eine Katze zum Sonnenlicht? Wohl kaum. So wie sie kaum denken können, dass diese verbale Häutung, wie sie versuchen meinen Charakter zu exponieren, irgendeinen charmanten Effekt auf mich hätte.
Ihre Liebe war zum Scheitern verurteilt gewesen und Ambróis war weit entfernt davon, dem Katz hinterher zu trauern, aber es ließ sich nicht von der Hand weisen, dass es kaum etwas amüsanteres gab, als mit anzusehen, wie sich Eliyas und seine Freunde gegenseitig ein Bein nach dem anderen in den Weg stellten.
Dafür waren Ambróis Augen zu geübt darin, nach genau diesen Dingen Ausschau zu halten - nicht nur geübt, es war gar sein Job, auf das Funkeln im Blick seines gegenübers zu achten, auf Schultern, die sich entspannten und ihm zuwandten, ein Lächeln, das nur darauf wartete, von Ambróis ans Licht gelockt zu werden.
Es war eine Beleidigung aber auch ein Geschenk, wie sehr sie das Spinnennetz unterschätzten und Ambróis konnte es kaum erwarten, ihre Gesichter zu sehen, wenn ihnen früher oder später dämmern würde, dass es längst zu spät war, das Spinnennetz aufzuhalten.
Es war seltsam verlockend - nicht die Zelle, sondern das Risiko. Nicht mit voller Gewissheit zu wissen, was als nächstes geschehen würde, hatte einen verqueren Reiz für den Cassidy, als wäre das Adrenalin nur eine weitere Droge in seinem Blut.
„But the lesson will be teached either way, so make your choice.” Und damit zog er den Stuhl ein Stück zurück. Holz kratzte hässlich über den Boden, quietschend. Mit der freien Hand wies Czar zur Tür. „We can walk out this door together, and I’ll show you exactly what I expect from you. Or you leave — without looking back."
Nichts an seinem Auftritt spricht heute von dem Frédéric Rousseau, den man kennt. Keine grellen Farben, keine bemusterten Pluderhosen, keine bunten Schals. Hier und jetzt verschwimmt er im langweiligen Einheitsbrei wie der Rest der Welt.
Weil Eliyas mehr als die Abdrücke war, die sein Körper vor wenigen Wochen auf Maksims Bett hinterlassen hatte, mehr als ein paar zusammengefaltete Gedichte, die sich zwischen den Seiten eines Romans versteckten. Weil Eliyas selbst auf seiner Haut Spuren hinterlassen hatte, die fürs bloße Auge vielleicht nicht zu erkennen waren, die Maksim jedoch immer noch glaubte zu spüren, wenn er mit den Fingern nach ihnen tastete. Manchmal in Sehnsucht, manchmal in der Suche nach einer Narbe, als hätte man ihn verbrannt.
Eliyas musste nicht da sein, damit Maksim wusste, wie er die schwarzen Augenbrauen zusammenzog, eine Falte zwischen ihnen bildete, wenn er über eine Stelle stieß, die ihn zum Nachdenken anregte. Er konnte es genauso sehen, wie den Winkel, in welchem Eliyas stets seine Beine überschlug und wie er sich träge tiefer in die Polster sinken ließ, wenn die Stunden an ihnen vorbei eilten, aber die Zeit sich noch zu roh für einen Abschied anfühlte.
Oh, Maurice war nicht dafür gemacht, dass man in seinem Wesen herumrührte, auch wenn dies weder Silas noch Héloïse jemals davon abgehalten hatte, es zu versuchen.
Die Erinnerungen an seinen schäumenden Blick und die zornigen Worte wirbelten durch ihren Kopf und sie sah auf ihre über den Akten zusammengelegten Finger, die sich eiskalt anfühlten. Dass sie die letzte Frau war, die nicht vor ihm zusammenzucken würde, glaubte Margot nicht.
Es war schwer zu sagen, was das Seltsamste an dieser Situation war. Ihre Vergangenheit, die Emotionalität ihres letzten Aufeinandertreffens, die plötzlichen beruflichen Hierachien, der Tanz, den sie umeinander vollführten. Margot setzte sich brav. Brav, ja so kam sie sich vor, klein und scheu und erbärmlich. Die Akten hielt sie auf ihrem Schoß als sie sich setzte und ihm zuhörte, als James erklärte, dass er diese Situation nicht kreiert hatte.
Vielleicht ist es Übung, vielleicht ist es Spaß, vielleicht ist es Angst, wer zum Vorschein kommt, wenn er damit aufhört.
‘Der Einzige, der dir sagt, dass du dich zusammenreißen sollst, bin ich!’ knurrte Attila in Heynes Kopf und der junge Magier wusste sofort, was sein Familiar damit ausdrücken wollte. Reiß dich zusammen, rede mit deinen Freunden, sag ihnen endlich, was dich beschäftigt. Aber das war so viel leichter gesagt, als getan und es war noch viel leichter gesagt, wenn man ein Igel war, der den ganzen Tag in einer Jackentasche herumgetragen wurde.
Heyne hatte die Hände tief in den Taschen seiner Jacke vergraben, während er durch die Straßen Stellans schlenderte. Dabei war das Wort schlendern vielleicht etwas irreführend. Von außen mochte es zwar aussehen, als wäre der junge Mann, bewaffnet mit wenig mehr als einer Tasche, die bei jedem Schritt leise vor sich hinklirrte, auf einem Spaziergang, aber wenn man das Herz, das wie ein aufgeregter Vogel in seiner Brust um sich schlug, hören könnte, dann würde man vielleicht sogar annehmen, er wäre auf dem Weg zu seiner eigenen Hinrichtung, nicht dabei seinen besten Freund zu besuchen.
Diesmal gelingt es mir nicht, Astrid ein Dank zukommen zu lassen. Zugeben zu müssen, etwas nicht zu wissen, hat in mir schon immer das Bedürfnis geweckt, so zu tun, als wäre ich lediglich zu zerstreut. Als hätte ich einfach zu viel zu tun. Es ist eine Schwäche, auf die ich eine weitere Schwäche als Pflaster drücke.
Vielleicht täte es mir gut, wieder mehr Zeit mit Freunden zu verbringen. Perspektive zu erlangen, anstatt entweder mit Imma zu plappern oder mir mit Raphael einen schnellen, unterdrückten, leisen Wortwechsel zu liefern, der heftig und kurz knallt wie ein kaputter Auspuff.
Er war alt geworden; nicht mehr der charismatische junge Mann, der mit einem Rotwein in der Hand wusste wie er ganze Abende und Gesellschaften unterhalten konnte. Und er war auch nicht mehr der junge Vater, dessen strenge Stille seinen Kindern selbst den Mund verbot. Er war von einem Akteur zu einem Beobachter geworden und auch wenn dies nicht unbedingt schlechtes war, - schließlich war er längst nicht mehr in der Position sich die Hände selbst schmutzig machen zu müssen - so war ihm die quellende Jugend seiner Kinder an diesem Tag bewusster denn je.
Sie gaben ihm eine Bestimmung, einen Sinn und so fühlte es sich auch mit Alejandros Händen auf seiner Haut an, als würde es endlich einen Sinn machen, warum er diesen Körper überhaupt besaß, warum man ihn in diese Form gedrückt hatte, ihm mehr als die sehnigen Hände gegeben hatte, welche es benötigte, um zu töten, mehr als den nun so rosigen Mund, um den Verstorbenen eine Stimme zu geben.
Er fühlte sich viel zu oft als wäre er nur Rauch in diesem Körper, nur ein ausgedünnter Nebel, welcher sich zwischen die kalten Wände seiner Rippen verirrt hatte und stets drohte, mit dem nächsten Atemzug zu entweichen. Wenn er sich bewegte, dann stets, als würde jemand anderes mit Fäden an ihm ziehen, darüber bestimmen, wie viel Schwung er in seine Schritte legte, ob er die Hand zu einer Faust formte, nach einem Messer griff oder etwas mit den bloßen Fingern zu zerquetschen versuchte.
Sie hatte gewusst wie gefährlich es sein würde ihn zu provozieren, ihn zu konfrontieren und doch bereute sie selbst in Angesicht dieses Schreckens nicht für sich eingestanden zu sein. Was sie bereute war nicht doch seine Kleidung in Brand gesteckt zu haben, als sie die Chance dazu gehabt hatte und nicht selbst Opfer eines solchen Zaubers gewesen wäre.
Dann, scharf einatmend, eine Hand in dessen Schopf geschoben, die andere über seinen Arm wandernd, während er ihn tief küsste, wie jemand mit einem Ziel. Jemand mit einem Wunsch, den er dem anderen in die Hände legte, auch wenn dessen Hände höchstens versprachen, fallen zu lassen, was man in sie drückte.
Alle Bonfes wussten, wie man halb unsichtbar wurde, und doch waren sie nie unsichtbar genug.
Es ist nicht mein Helfersyndrom, dass mich zum Helfen bringt, sondern viel mehr die Tatsache, dass ich jede andere Option unangenehm fände.
Denn im Rainbow Road geschah nie etwas Gutes, nicht wirklich.
Wenn man die Augen auf Vega legte machte man sich in der Regel keinerlei Illusionen darum welcher Arbeit sie nachging, welche Dienste sie anbot. Und das war ja schlussendlich auch der Sinn der Sache, mit Subtilität fand man keine Freier.
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