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Bedeutete es, dass er Davin vergaß? Das die Erinnerung an seinen Bruder langsam aber sicher an Bedeutung verlor und verblasste, unwiederbringlich, wie die mit Tinte gefüllten Seiten eines Buches, das man im Regen vergaß?
Es hatte einen Grund, warum er sich gegen die Schönheit der Welt sperrte, ob sie nun in Form von Kunst, wie Musik, zu ihm kam, in Form von Naturphänomenen, wie einem Regenbogen… oder in Form von Menschen.
Ein Trio, das drei verschiedene Streichinstrumente bediente, legte ein solches Talent in- und aufeinander abgestimmter Töne an den Tag, dass sich bereits eine überschaubare Menschentraube um sie gebildet hatte, ein Großteil davon bewegte sich zu den mäßig schnellen Takten eines Songs, den Cassius nicht kannte. Er streckte dem Lamb die Hand entgegen. Auffordernd. Herausfordernd. Neugierig. Mit einem leicht schrägen, neugierigen Grinsen im Gesicht, das hoffentlich dennoch ausreichend distanziert wirkte, damit man ihm die Enttäuschung nicht sofort ansah, würde Arvin einen Tanz ablehnen.
Es war zwar nicht das, was er brauchte und weshalb er diesen Ausflug unternommen hatte; doch würde es im Gehirn des Lambs hoffentlich für eine kleine Ausschüttung von Glück sorgen.
Der Schauer lichtete sich, erstarb jedoch nicht völlig und so erweckten die Regentropfen den Anschein, als tauchten sie die Welt kurz in einen Glitzernebel, bevor über der Themse ein blasser Regenbogen zu sehen war, einen Herzschlag lang, zwei, drei und noch einige mehr, bis die nächste Wolke die Düsternis wieder zurückbrachte und der Regen keine Farben mehr malte, sondern stattdessen wieder Kontraste nahm.
Arvin, der Waldschrat, würde ihn in die Metropole Londons begleiten.
„Du bist eine miserable Gastgeberin." Sein Blick glitt erneut hinüber zu dem kalten Kamin, die Finger in seiner Armbeugte zuckten kurz und im selben Moment loderten helle Flammen an der Stelle empor, die soeben noch durch ein gähnendes, schwarzes Loch überaus uncharmant bestochen hatte.
Die Welt hatte sämtliche Farbe eingebüßt, das Vogelzwitschern war einem lauten Rauschen gewichen und auf dem Weg bildeten sich bereits die ersten Pfützen, deren Wasseroberfläche aufgewirbelt und bräunlich vor ihm lag. Cassius stieß einen schweren Seufzer aus.
Ein Shepherd war keine gute Gesellschaft. Sein Name brachte den Tod.
„Ich wäre doch töricht, den Weltmeister herauszufordern. Aber vielleicht teilst du ein paar Flitsch-Tricks mit mir, Herr und Meister der Steine.”
Der Umgang mit Tieren lockte menschliche Seiten hervor, die man oftmals nur allzu gerne vor der Welt versteckte. Man übertünchte sie mit Kälte, einer Maske, Arroganz, damit niemand erst auf die Idee kam dahinter blicken zu wollen, weil es schlichtweg zu unangenehm war, sich über einen längeren Zeitraum hinweg damit zu befassen.
Nein, Arvin hielt sich nicht einfach nur in diesem Meer aus Grüntönen auf. Er war der Wald.
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