Alle Inplayzitate
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Er ließ seinen Blick über ihre Gestalt gleiten, zu den milchweißen Knöcheln und dann wieder hinauf zu dem sanften Gesicht, das er einst zwischen seinen Händen gehalten hatte.
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Abel hätte davon beleidigt sein können, wenn es ihm nicht augenblicklich ein Gefühl der Überlegenheit gab, dass er seine Erinnerung an sie nicht leugnen musste.
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Emilio Moreno war keine Ausnahme. Er war arrogant. Sich auf eine Art bewusst, die nichts mit Erkenntnis und alles mit Lautstärke zu tun hatte. Ein Spiegeljunge, der dachte, er könne Licht lenken, dabei war er selbst blind im Kern. Er redete schnell und dachte langsam, liebte das Geräusch seiner Stimme, weil es ihm vormachte, er hätte etwas zu sagen. Ein Junge, der nie gelernt hatte, zu warten; auf Pausen, auf Tiefe, auf Einsicht.
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Abel glaubte nicht. Nicht an Gott und auch nicht an Kinder als Hoffnung der Zukunft. Nicht an irgendeine Art von geistiger Landwirtschaft, wie es so viele der anderen taten: kleine Köpfe bestellen, wachsen lassen, ernten. Nein, die Wahrheit war: Die meisten dieser Köpfe waren leer. Nicht leer wie Gefäße, die gierig waren befüllt zu werden, sondern leer wie Nebel. Ohne Substanz, ohne Echo.
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Aber vielleicht war Sloan in dem Fall clever genug, sich herzuleiten, dass er stets auf die Zaubereihistoriker:in hinabblicken würde. Was zugegeben reicht einfach war, denn Sloan war sehr klein.
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Ravi hatte Brechdurchfall. Er hatte eine leidenschaftliche Affäre begonnen. Oder er hatte sich in den Welten von Seleya Sunfields Schundromanen verloren und verbrachte das Wochenende am Kamin mit einer warmen Decke über den Beinen, während er mit irgendeiner 40-Jährigen Eisdielenbesitzerin mitfieberte, die gerade ihren zweiten Frühling erlebte.
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Diese hatte ihren Mantel geöffnet und präsentierte - wem auch immer, vermutlich Abel, Gott oder dem heiligen Geist - ein tiefes Dekolleté. Abel wünschte sich von seinem Bruder, dass dieser von seinem Altar auf die Brüste seiner Begleitung einen ebenso herausragenden Blick hatte, dann würde für ihn die Zeit hier sicherlich auch schneller verstreichen.
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Silas sah schrecklich aus. Augenringe, Bartstoppeln. Er war blass, die dunklen Locken unfrisiert. Zwar war er noch nie eine besondere Augenweide gewesen, aber kränklich und fragil war Abel wenn dann ihre Schwester erschienen.
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Sie hatten eine fabelhafte Nacht verbracht; ihre Schwüre und Flüche - sie hatte hauptsächlich portugiesisch gesprochen, deswegen konnte Abel nicht mit Gewissheit sagen, ob sie ihn nicht auch einen ringelschwänzigen Eber genannt hatte - klangen noch genauso nach, wie ihre Küsse, wie das Gefühl und der Geschmack ihrer Haut. Zusätzlich war Abel noch etwas angesoffen - zusammen ergab das eine gefährliche Kombination, die ihn zu herausragenden Ideen provozierte. Wie etwa dieser: Mit einer Hure zu dem Gottesdienst seines Brudes zu gehen.
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Auch Abel hatte seine Glaubenssätze. So glaubte er leidenschaftlich und voller Überzeugung daran, dass Kurator Bonfes blasser Arsch noch nie das Sonnenlicht gesehen hatte.
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Man konnte vieles über Silas Zapatka sagen. Dass er etwas Anständiges aus seinem Leben gemacht oder eine Berufung gefunden hatte, dem Gemeinwohl diente, sich den schönsten Gelüsten hingab, ein wertvoller Teil der Gesellschaft war - all das gehörte sicherlich nicht dazu.
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Abel erlaubte seinen Geschwistern ihre Introvertiertheit nur bedingt. Selbst war er distanzlos und obwohl er ein eitles Arschloch war, war er herzlich, liebevoll.
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Man musste ein Vollidiot oder ein Betrunkener sein, um freiwillig ein Pfarrer zu werden. Silas war beides davon.
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