Alle Inplayzitate
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Es ist keine Angst mehr, die seine Glieder zittern lässt, es ist Aufregung.
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Freddie hätte nie gedacht, dass sich heimlich durch die nächtlichen Straßen der Stadt zu schleichen, so gut anfühlen könnte. Normalerweise ist er laut und bunt und auffällig. Normalerweise genießt er es, unter bewundernden oder verwirrten Blicken zu baden, normalerweise liebt er es, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. In dieser Nacht entspricht nichts dem typischen Bild, das er sonst abgibt. Heute ist er nicht laut oder bunt oder auffällig. Heute ist er leise, versteckt sich in den Schatten, in der Unkenntlichkeit.
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”I’m Freddie!” Mit dem schönsten, strahlendsten Lächeln, das er aufbringen kann, hält er dem Mann hinter dem Schreibtisch die Hand hin.
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Seit des Herbstfestes scheint sein Lachen immer viel zu laut, seine bunte Kleidung viel zu grell, sein Spaß fehl am Platz. Es ist, als hätte man Stellans den Atem geraubt, als hätte es ihn seither angehalten, darauf wartend, endlich wieder Luftholen zu können. Doch niemand scheint einen neuen Atemzug zu wagen.
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Hier im Rainbow Road Casino scheint es keine Traurigkeit zu geben, hier scheint sich all die Freude angesammelt zu haben, die Stellans in den letzten Wochen abhanden gekommen ist.
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Er fühlt sich so schlecht bei dem Gedanken, doch Freddie kann die verzerrten Fratzen der Melodramatik auf den Gesichtern der Bewohner Stellans nicht mehr sehen, die geheuchelte Anteilnahme, die theatralische Freudlosigkeit, die sowieso niemandem etwas bringt. Warum nicht Leidenschaft, warum nicht Ekstase im Angesicht der Katastrophe? Warum nicht Widerstand gegen verheerende Freudlosigkeit?
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Seit des Herbstfestes scheint sein Lachen immer viel zu laut, seine bunte Kleidung viel zu grell, sein Spaß fehl am Platz. Es ist, als hätte man Stellans den Atem geraubt, als hätte es ihn seither angehalten, darauf wartend, endlich wieder Luftholen zu können. Doch niemand scheint einen neuen Atemzug zu wagen.
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Es ist fast ein wenig gemein, wie Freddie in Eliyas offensichtlicher Scheu herumpult, aber das schlechte Gewissen bleibt selbstverständlich aus.
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Seine eigenen hatten ihn emotional meist so sehr mitgerissen - tun es immer noch -, dass er förmlich zersprungen wäre, hätte er seine Liebe nicht in die Welt hinausgeplärrt. Natürlich war er dabei auf Dauer immer weniger ernstgenommen worden, natürlich erntete die fünfzehnte ach so große Lovestory nicht mehr die gleichen Reaktionen wie die erste. Aufgehört hat er trotzdem nie.
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”Man muss dem Cassidy zumindest eines lassen-” und dabei streicht er sich demonstrativ über die Oberlippe ”- ‘nen schicken Bart hat er ja schon.”
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Freddie ist nicht gerne traurig und versucht jedweden Anflug dieses Gefühls von vornherein im Keim zu ersticken, dass er tatsächlich davon überzeugt ist, im Grunde nie wirklich traurig zu sein. Naja, außer wenn er mal wieder Liebeskummer hat, außer wenn ihm mal wieder sein momentaner Traummann - jemanden, den er vielleicht gerade eine Woche kennt - eine Abfuhr erteilt, außer wenn sein Vater ihn mit diesem grauenvoll entäuschten, lieblosen Blick bedenkt, außer wenn, außer wenn. Fakt ist: Freddie ist kein Kind von Traurigkeit und er würde lieber lebendig begraben werden als zuzugeben, dass er es manchmal… eben doch ist.
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Aber aus einem jeden von ihnen tröpfelt es heraus, Stück für Stück, ganz langsam, als wären sie alle ein undichtes Fass, nicht gut verleimt, aus dem kleine Zeichen, kleine Zeugen ihrer Farce herausträufeln.
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Es ist viel schöner in einem Gemälde aus ausgeschmückten Illusionen zu schwelgen, dessen Pinselstriche man selbst gesetzt hat, als trostlosen Tatsachen ins Auge zu blicken, die einen nur traurig machen.
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Er ist froh, etwas zu tun zu haben und geht darin auf wie eine Glucke, die gerade ein Ei gelegt hat. Alles, nur um sich von den Ecken und Ritzen des Bildes der Realität abzulenken, welche die rosarote Farbe nicht ganz zu überdecken vermag.
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Da gibt es zu viele unausgesprochene Worte zwischen ihnen, die, je länger sie sie in dem Sud aus Unmut, Ärger, Sorgen und Zweifeln köcheln lassen, nur noch größer, ominöser und unheilvoller werden und irgendwann wird ihr Gestank bis zum Himmel reichen. Aber Freddie hält sich nur weiter die Nase zu und bemalt offensichtliche Tatsachen mit leuchtenden Rosatönen, um sie der grauen Tristesse der Realität zu entheben. Der Probleme hat er sich so zwar nicht entledigt, aber zumindest muss er sie nicht mehr sehen und kann freudig weiter ihre Existenz leugnen.
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Sein Lachen ist leichtfüßig und laut, passt nicht im geringsten zu der eher tristen post-katastrophen Novemberstimmung auf den Straßen. Manche Köpfe heben sich, Augenpaare blicken verwirrt, argwöhnisch, sogar verärgert in seine Richtung, als dürfte man dieser Tage nur noch flüsternd lachen, am besten eigentlich gar nicht.
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Es ist dennoch erfrischend, sich nun die Nacht mit Ambróis und Flyern um die Ohren zu schlagen, weil Ambróis interessant ist und Freddie etwas neugierig, und weil es schlichtweg aufregend ist, durch die Schatten zu wandeln, außerhalb des Lichtskegels der Laternen, durch kleine Gassen und versteckte Ecken der Stadt, heimlich wie ein Dieb in der Nacht, nur dass sie niemandem etwas stehlen, nur geben.
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Und, dass er der Schreckschraube von nebenan, die gerade ganz zufällig einen Blick aus ihrem Fenster geworfen hat, eine fabelhafte Show bieten konnte, über die sie sich mit ihren Freundinnen beim Kaffeekränzchen sicherlich wieder das Maul zerreißen wird.
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Und manchmal, da ist es nicht nur bloßer Unmut, da ist es leises, hässliches Flüstern, ob Ollie sich vielleicht für etwas besseres hält, weil er sich eben nicht auf derartiges ‘herablässt’. Und dann werden manchmal selbst Freddies Witze darüber etwas zu viel und etwas zu wenig lächerlich, als dass man darüber noch aus Mitleid lachen könnte, und nicht selten hat es Momente gegeben, in denen Heyne ihm mit einem sanften Stups gegen die Schulter und einem flehenden Ausdruck in den wehleidigen Zügen zum Aufhören zu bewegen versucht hat.
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Die Angst gefriert auf seiner Haut, windet sich durch die Ritzen seines Schals, zieht sich seinen Nacken hinab, lässt die Haare dort zu Berge stehen. Vielleicht hätte sie sogar die Kraft gehabt, ihn in seinem Tun zu hemmen, wäre da nicht die Faszination am Verbotenen, deren Hitze unter seiner Haut schwelt, scharfe Stiche über seinen Rücken, seine Arme, sein Gesicht jagt, die ihm zu Kopfe zu steigen scheint.
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Nichts an seinem Auftritt spricht heute von dem Frédéric Rousseau, den man kennt. Keine grellen Farben, keine bemusterten Pluderhosen, keine bunten Schals. Hier und jetzt verschwimmt er im langweiligen Einheitsbrei wie der Rest der Welt.
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Vielleicht ist es Übung, vielleicht ist es Spaß, vielleicht ist es Angst, wer zum Vorschein kommt, wenn er damit aufhört.
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”I can do stuff on my own quite well, thank you very much.” Eine Halbwahrheit, im besten Sinne.
Aber die nächsten Worte seines Gegenübers schaffen es tatsächlich, ihm ein unwillkürliches Schmunzeln zu entlocken, das er, in dem Moment, in dem er es bemerkt, hinter seinem Schal zu verstecken versucht. Ist es… Stolz? - Nichts, was er offen zugeben kann, zumindest. Doch in der Tat flammt etwas in ihm auf, das Stolz ziemlich nahekommt. Stolz, dass er etwas für sich hat, etwas, das nur ihm gehört, etwas eigenes - endlich -, nachdem er so lange danach gesucht hat. ![]()
Freddie weigert sich vehement, den Zweifeln, die sich in seinem Inneren aufzubäumen versuchen, stattzugeben. Er weiß, dass sie da sind, aber ignoriert sie geflissentlich. Wie ein nerviges Kind, das zu oft am Rockzipfel der Mutter zieht und nach Aufmerksamkeit verlangt, die man ihm nicht geben will.
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Er verschließt die Augen vor dem dunkel gefärbten Kopfsteinpflaster - das im Schwarz der Nacht wesentlich weniger deutlich hervorsticht als unter dem Licht der Sonne -, er wendet den Blick ab, wenn er ein Gebäude passiert, das noch vor wenigen Tagen nicht so ramponiert ausgesehen hat. Er lässt sich in die selbst aufgezwungene Unwissenheit fallen, nur um sich nicht mit den Tatsachen konfrontieren zu müssen.
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