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Aufgeladen von versteckter Rhetorik und falschen Lächeln, wie er anhand der Eröffnungsrede von Sibyll van Doren bereits erkennen konnte. Wäre er nicht Teil des Kreises der Eingeweihten, hätte er ihre Worte ohne Ausnahme geschluckt, genossen, verdaut.
Balthazar war eben der Mann fürs Grobe, nicht für schlaue Sätze und überzeugende Reden. Er hatte Fäuste. Die waren überzeugend genug.
Italienisches Essen schlugen nur Menschen aus, die etwas zu verbergen hatten.
Vermutlich hätte Lissandra ihn ewig mit den indirekten, wenngleich recht deutlichen, Hinweisen seitens Sofia und seinen ständigen Verspätungen drangsalieren können, er hätte es wohl erst gemerkt, wenn seine rothaarige Frau wutentbrannt in Flammen stand, so rot und leuchtend wie ihre Haare. Erst dann hätte er wohl verstanden, was genau sie meinte.
Das war seine Frau. Und diesen stolzen, angeberischen, machomäßigen Gedanken hatte er auch in den Momenten, in denen der Haussegen vermeintlich schief lag. Völlig egal wie enttäuscht Lissandra von ihm war, selbst ihre Enttäuschung gehörte ganz allein ihm und er hoffte zumindest, dass sie sich niemals von ihm abwandte, ihm auch ihre unerbittliche Treue gehörte.
All das beobachtete Balthazar argwöhnisch, auch wenn er währenddessen mit hochgezogener Augenbraue nach dem Tiramisu griff und sich ungeduldig den Nachtisch auf den Teller mit den Pastaresten schaufelte. Balthazar war ein simpler Mann…
Kurz fror Balthazar in seiner Bewegung ein, der Löffel mit dem Tiramisu blieb kurz in seinem offenen Mund schweben, ehe er ganz langsam weiteraß. Ausnahmsweise hatte er einmal ohne Puzzola verstanden, dass Lissandra gerade auch gegen ihn stichelte.
Eine Heirat zwischen Teresa und Ruben würde diesen eigentlich in diesen Kern aufnehmen. Sobald er seiner Schwester den Ring an den Finger steckte, war er offiziell ein Teil der Familie. Aber bisher hatte Balthazar keinerlei Bindung zu dem bärtigen Schönling. Seine Meinung war bisher zudem noch nicht sonderlich hoch; selbst Alfonso war skeptisch – für ihn roch Ruben einfach zu gut.
Das Frettchen robbte unter einem Klamottenhaufen hervor, etwas erdrückt von dem Pullover, und rannte dann um Sofias Füße, sofort die Aufmerksamkeit ganz auf sich haben wollend. Balthazar rieb sich mit einer Hand über das Gesicht. Manchmal wünschte er, sein Familiar hätte etwas mehr Würde.
Hier sind wir wieder, live für Sie aus dem Stadio Olimpico in Rom. Nach der Halbzeit geht es weiter. Was für eine Show… Bellandi gegen Bellandi. Balthazar schafft es nicht die Enttäuschung seiner Frau zu sehen-, Balthazar ballte die Fäuste in das Handtuch, ehe er es zurückgehangen hatte. Sein vorlautes Familiar wollte ihn heute Abend also wirklich in den Wahnsinn treiben.
Entsprechend hörte er auch in Lissandas Worten keinen beißenden Unterton. Er vermutete einfach, sie vermisste Sofia.
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