Alle Inplayzitate
![]()
Welchen Namen gibst du mir? In welcher Sprache sprichst du mich, wenn du vor deinen Kameraden von mir sprichst.
![]()
Die Blüten des Apfelbaums sind gefallen, nun steht er schwer und grün, und ich frage mich, ob ich auch so werden könnte: weniger Blüte, mehr Wurzeln, weniger Sehnsucht, mehr Bestand.
![]()
Ich trage das erste Sommersprossenmuster des Jahres auf meiner Nase, winzige Brandmale vom Licht. Es ist, als hätte die Sonne mich markiert, als wollte sie nicht, dass ich mich verstecke.
![]()
Die Blüten des Apfelbaums sind gefallen, nun steht er schwer und grün, und ich frage mich, ob ich auch so werden könnte: weniger Blüte, mehr Wurzeln, weniger Sehnsucht, mehr Bestand.
![]()
James war besonders gewesen. Nicht weil er bedeutungsvoll herausstach oder er sich in der Aufmerksamkeit anderer labte, die enge Kreise um ihn zog, sondern weil in chorischer Einstimmigkeit ein jeder, der nach ihm gefragt würde, sagen würde: He is a good man.
![]()
Seine Stimme hatte die Spuren jener bitteren Schärfe, die sie aus den Nächten kannte, in denen sie ihn miteinander gestritten hatten. Nächte, in denen sie es gewagt hatte, ihn zu lieben und zur gleichen Zeit zu verschmähen, indem sie ihn in die Ecke ihrer eigenen Unsicherheiten gedrängt hatte.
![]()
James hatte ihr das immer als Grausamkeit ausgelegt. Dass sie ihnen nur erlaubte, sich im Schatten der Wirklichkeit zu lieben. Dass sie ihn vor ihrer Familie versteckte und die Fenster zu ihrem Leben immer mit ihrem Atem benetzte, damit er keinen Blick durch das milchige Glas werfen konnte.
![]()
Ich bin dir böse, weil du fortgegangen bist, weil du mir die Liebe wie eine Schlinge um den Hals gelegt hast, weil du mich dazu zwingst, dich zu vermissen.
![]()
Wo James sie atemlos zurückgelassen hatte, lehrte Cillian sie, wieder zu atmen. Sie hatte sich in ihn verliebt, beinahe ohne es zu merken. Und vielleicht war es eine Rettung gewesen, oder zumindest etwas, das dem nahekam. Aber es war auch eine Flucht – ein Weglaufen vor dem Gewicht ihrer Liebe zu James, das zu einer Last geworden war, die sie nicht länger tragen konnte.
![]()
Und doch begegnete er Margot mit einer überwältigenden Sanftheit. Seine Hände hielten ihr Gesicht, als wäre sie aus Glas – zersplittert, aber kostbar. Er hielt sie, als würden ihre scharfen Kanten, die schmerzhaften Überbleibsel von allem, was sie verloren hatte, ihn nicht abschrecken, sondern dazu drängen, sie nur fester zu umfassen. Wenn sie weinte, war seine Berührung geduldig, beruhigend, die Art von stiller Zuwendung, die nichts zurückverlangte. Er versuchte nicht, sie zu heilen – er blieb einfach.
![]()
So oft hatte sie seine Briefe gelesen, über die Bögen und Kurven seiner Worte gestrichen bis das Papier unter ihren Fingerspitzen weich wurde, als könnte ihre Berührung ihn zurück zu ihr rufen. Jeder Brief trug seine Stimme zu ihr, doch es war nie genug. Es waren Fragmente, flüsternde Bruchstücke aus einer Welt, die sie sich nicht vorstellen konnte, und sie sehnte sich nach ihm auf eine Weise, die sie leer zurückließ. Ein Gefäß für schmerzliche Hingabe.
![]()
Ihre Schwester versprühte den verhältnismäßig kühlen Charme unbeschädigten Porzellans; hinter einem Glas weggesperrt und mit feinen Pinselstrichen rosenblütend bemalt. Sie war makellos auf eine Art, wie nur Dinge es sein konnten, die nie den Sturz von einer Tischkante erlebt hatten, die nie eine Hand erdulden mussten, die sie aus Ungeduld, Leidenschaft oder Wut zu fest packte.
![]()
Der Vorwurf war alt und Margot könnte sich daran fast langweilen, wenn er sich nicht so bitter über sie legen würde. Ein Schleier überreifter Aprikosen. Sie war immer die Gierige. Immer hungrig in den Blicken ihrer Familie, immer unbefriedigt.
![]()
Die Erinnerungen an seinen schäumenden Blick und die zornigen Worte wirbelten durch ihren Kopf und sie sah auf ihre über den Akten zusammengelegten Finger, die sich eiskalt anfühlten. Dass sie die letzte Frau war, die nicht vor ihm zusammenzucken würde, glaubte Margot nicht.
![]()
Es war schwer zu sagen, was das Seltsamste an dieser Situation war. Ihre Vergangenheit, die Emotionalität ihres letzten Aufeinandertreffens, die plötzlichen beruflichen Hierachien, der Tanz, den sie umeinander vollführten. Margot setzte sich brav. Brav, ja so kam sie sich vor, klein und scheu und erbärmlich. Die Akten hielt sie auf ihrem Schoß als sie sich setzte und ihm zuhörte, als James erklärte, dass er diese Situation nicht kreiert hatte.
![]()
Seit seiner Rückkehr nach Stellans fühlten sich die Monate nebliger an. Ihre Versuche die widersprüchlichen Gefühle zu verdrängen, führten zu einer Aushöhlung in ihr, zu einer Abwesenheit, die sich von innen langsam nach außen trug.
![]()
Ich weiß, dass du dich nicht als Held betrachten willst. Auch dafür bist du zu nobel; nur um mir das Herz zu brechen, dafür hast du dir deine Hände schmutzig gemacht.
![]()
Es war als hätte er sich dieses Mal in eine Sprache übersetzt, die Margot verstand. Die Echos klangen in Stürmen: Du kannst uns nicht heilen, du kannst nicht heilen, was du getötet hast. Welche Farbe hatte das Blut in an ihren Händen? In welcher Farbe war ihre Liebe gestorben?
![]()
All ihr Flehen, ihre Bestechungsversuche und Verwünschungen waren bei ihm auf Taubheit gestoßen. Ihr nobler, nobler James. Sie hatte gegen sein Pflichtbewusstsein und Ehrgefühl, welche sie manchmal so liebte, verloren. Seine Selbstlosigkeit war ihr Feind geworden und sie hätte sich gewünscht, er wäre mehr Feigling gewesen.
![]()
Viele ihrer Ansichten und Glaubenssätze hatte sie mit James abgelegt, sich von ihnen getrennt, obwohl sie in ihr verwachsen waren. Haut über Haut. Mit jeder Häutung war sie wund gewesen, sie trug James Handschrift auf rohem Fleisch.
![]()
Aber er fürchtete sie zu vertreiben - so erklärte Margot es sich zumindest - behandelte sie wie eine Blüte aus Staub, die unter zu viel Druck einging. Manchmal liebte sie ihn dafür, für die Sanftheit und sein ewiges Verständnis. Manchmal sah sie auf ihn herab, für seinen Mangel an Kontrolle und Dominanz.
![]()
Und von ihrem ersten Kuss an überließ sie es Cillian ihr ein gutes Gefühl zu geben, die Wunden zu heilen: Die alten und die, die jeder Kuss aufriss.
![]()
Das war es, was sie tat, wenn ihr Blick umherschweifte: Sie versuchte, ihn oder eine Version von ihm zu finden. Und eines Tages fand sie ihn. Sie fand ein Stück von ihm in Cillian.
![]()
Wenn Margot neidisch auf ihre Schwester war, dann nicht, weil sie ihr dieses Leben nicht gönnte. Gott, wem wenn nicht ihrer liebsten Schwester würde sie dies sonst wünschen? Nein, wenn Margot auf ihre Schwester neidisch war, dann tat sie sich vorrangig selbst leid; weil sie sich in einen Mann und ein Leben verliebt hatte, das ihr nie zugestanden hatte
![]()
Wenn es auch nicht ihr Herz tat, dann war es zumindest Margots Anstand, der sie dazu trieb, sich von James zurückziehen. Cillian war gut zu ihr und es verdiente nicht, dass sie ihm bei der ersten Gelegenheit hinterging. Wobei … sie hatte ja nichts getan. Bloß eine Berührung, ein Handstreich, ein Blick - nichts daran war verwerflich, schließlich hatte sie Geschichte mit James. Und mit Cillian Zukunft.
![]()
Ihre Stimme war ein Flehen und eine Beschwörung zugleich; James widerstand beidem. Er sprach die Klage nicht aus, aber sie wusste, dass er ihr vorwarf, in Grausamkeit zu glänzen.
![]()
Um den Betrug zu ertragen, dass sie seinen Ring an ihrem Finger trug, hatte sie James zu einem Sehnsuchtsgebilde verkommen lassen.
![]()
Ich verträume mich in meiner Sehnsucht.
![]()
Dabei hatte er immer gewusst, wie fragil sie war. Lieblich und schön, aber verwundet. Dass unter dem zarten Schleier der Melancholie, in den er sich verliebt hatte, unglücksfarbene Betäubung lag.
![]()
Aurora war so zahm und fromm. Jedes Verlangen, das auch nur androhte sich in ihr einzunisten, hatte sie sicherlich selbstgeißelnd ihren Priestern zur Beichte gebracht. Oder in sich verstummen lassen.
|