Früher waren Magnolien im alten China Blumen, die ausschließlich der Kaiserfamilie vorbehalten war. Die Blumen sind besonders teuer und werden mit Royalität in Verbindung gebracht. Sie ist die Kaiserin unter den Pflanzen. • • •
Die Magnolie ist Besitzerin des Golden Magnolias und hat eine Abmachung mit dem Besitzer des Casinos. Sie hat dadurch einige Freiheiten und ein gewisses Mitspracherecht, wird aber gerade vom Stellvertreter des Casinos nicht gerade respektiert. Im Grunde ist sie ihm auch ein Dorn im Auge, denn die Magnolie möchte den Prostitutions-Zweig des Geschäfts am liebsten vollständig kappen. Sie versucht quasi ein kriminelles Engelchen auf der Schulter des Besitzers zu sein, um ihren Willen zu bekommen. Die anderen Geschäftszweige sind ja lukrativer, ausbaufähiger, besser zu verschleiern.

In diese Einstellung fließt auch ihr eigener Werdegang. Sie ist selbst als Mädchen verkauft worden und endete später in der Prostitution. Ihr ist ganz genau bewusst, was die "Angestellten" durchleiden und ertragen müssen. Es ist ihr Versprechen, sie irgendwann alle zu befreien. So, wie sie sich einst selbst befreit hat. Den Weg aus der Illegalität und Kriminalität hat sie zwar nie gefunden, aber immerhin ist sie Herrin ihrer Selbst und nun fast an der Spitze angelangt.

Sie hat zudem genug Ambitionen, ihren Sohn ebenfalls gut zu positionieren. Wenn sie es selbst nicht an die Spitze schafft, dann kann sie ihren Sohn in diese Stellung bringen und mit ihm gemeinsam führen. Dass sie eine gute Taktikerin ist, beweist sie regelmäßig bei den Mahjong- und Go-Stop-Spielen. Auch am Pokertisch lässt sie sich nicht in die Karten schauen. Die Magnolie ist völlig zu recht nicht zu unterschätzen - Stille Wasser sind tief, zu tief.

Die Lotus-Blüte steht für Reinheit und Unschuld. Sie gilt zudem als Blume der Gentlemen, da sie aus Schlamm und Schmutz so rein und makellos wächst. Seine Gedanken sind rein, seine Herkunft blutig. • • •
Der Lotus ist der Sohn der Magnolie und in ein schwieriges Leben geboren worden. Als Kind hat die Magnolie stets versucht ihn von allem Schlechten fernzuhalten, aber Kinder bekommen einfach viel mehr mit, als sie sollten. So auch der Lotus.

Aber sein Lachen war ihr stets Antrieb, dieses Leben bestmöglich hinter ihnen zu lassen. Er weiß auch ganz genau, dass er Motivation für viele Bemühungen seiner Mutter war, gleichzeitig hat er aber auch das große Pflichtgefühl, ihr nicht von der Seite zu weichen und beschützen zu müssen. Wenig verwunderlich ist es also, dass er auch im Casino Aufgaben übernimmt, obwohl er eigentlich nichts lieber täte, als abseits des Casinos zu leben und ein normales Leben zu führen. Weg von Prostitution und Glücksspiel, weg von alle dem. Doch er würde es nicht über das Herz bringen.

Daher begräbt er all seine Träume und Wünsche tief in sich. Vor allem versteckt er sie vor seiner Mutter, für die er den perfekten Sohn mimt, der sie unterstützt, der alles tut, was sie sagt. Sie agieren als Einheit und entsprechend versucht er sich zu verhalten. Aber es fällt ihm langsam immer schwerer.

Iris, die man über der Tür aufhängt, vertreiben böse Geister. Zudem sagt man ihnen eine lebensverlängernde Wirkung nach. Und wer kostet nicht von einer jungen Frau und fühlt sich danach wieder wie früher? • • •
Die Iris ist noch jung, verletzbar, naiv. Sie ist alles, was die Magnolie oder der Hibiskus einst auch waren. Sie wird daher besonders umsorgt und beschützt, wann immer sie mit aufgeschlagener Lippe oder blauen Flecken im Golden Magnolia auftaucht. Doch sie versucht stark zu sein, versucht die Hilfe anzunehmen, die sie bekommt, und vor allem versucht sie nicht zu weinen. Das Casino ist keine Träne wert. Dennoch ist sie hier gelandet und findet keinen Weg hinaus. Die Magnolie hat schon so manche Prostituierte "verschwinden" lassen und aus Stellans gebracht? Warum sollte das nicht auch bei ihr einmal klappen, endlich aus diesem verdammten Vertrag zu kommen?

Im Casino ist sie eine der zarten Blumen, deren Kund:innen gerne exotische Frauen und besondere Vorlieben in ihren Betten wollen. Dadurch hat die Iris schon so viel Schlechtes erlebt - wo ist die Geister vertreibende Wirkung ihres Charakters? Sie sucht vergebens danach.

Vielleicht sollte sie doch auf den Hibiskus hören. Auch sie führt dieses Leben, ist schon viele Jahre länger in diesem Geschäft und hat auch nie einen Weg heraus gefunden. Vielleicht sollte sie sich ein dickes Fell aneignen wie der Hibiskus und einfach die Augen schließen? Irgendwann ist das sicher alles vorbei.

Die Pfingstrose, gerne auch als die Königin der Blumen bezeichnet, steht für Reichtum und Berühmtheit. Wer strebt nicht danach, bekannt und geliebt zu sein? • • •
Irgendwie ist die Pfingstrose in all das nur hereingeraten. Anders als andere, ist er nicht bereits seit der Kindheit Teil dieses schmutzigen Geschäfts. Er hatte ein gutes Leben geführt. Aber wie immer waren es unbezahlte Schulden, die den jungen Mann in dieses Casino geführt hatten. Erst war es das schnelle Geld, das gelockt hatte, dann waren es Gefälligkeiten, die er schuldig war, dann sog ihn der Strudel der Kriminalität mit sich, bis er als Prostituierter eingesetzt wurde. Er gehört zu den eher rareren männlichen Kandidaten, wann immer es um die geheime Sexarbeit im Casino anging.

Manchmal fühlt sich alles an, als wäre es gar nicht real. Da ist sein ganzer Körper taub, als hätte man ihm ein Beruhigungsmittel gespritzt. Da schaut er an die Decke über seinem Bett und fragt sich, wann der Albtraum endete, und vor allem, wie die Realität aussah. Dann ziehen Frauen und Männer gleichermaßen an ihm vorüber, vergessen seinen Namen, hinterlassen ihr Geld und gehen. Keiner bleibt, um neben ihm zu liegen, um ihn zu trösten. Und dabei hätte er nichts lieber als eine Familie oder Geliebte, die sein Leid lindern.

Das Gefühl einer intakten Familie kennt die Pfingstrose nicht. Es wurde ihm schlichtweg nie vorgelebt. Wie sollte er dann wissen, wie er sich seinen Kolleg:innen gegenüber verhalten soll? Vor allem, da sie alle dasselbe Trauma erleben wie er. Trotzdem will er nichts lieber, als das Gefühl zu haben, angekommen zu sein. Selbst wenn es in dem protzig-schäbigen Casino ist.

Die in China besonders beliebte Hibiskus-Pflanze steht für Prunk, Pracht und Reichtum. Doch oft sind diese Zeichen des Wohlstandes nur flüchtig. Dennoch strebt sie unaufhörlich danach. • • •
Der Hibiskus war noch ein kleines Mädchen, als sie in Hongkong an eine reiche Familie als mui tsai verkauft wurde und fortan als Dienstmädchen arbeitete. Ihre einzige Aussicht auf Rettung war eine Heirat, die jedoch nie eintrat. Sie war und blieb das Mädchen, das man als gute Tat einer armen Familie abgekauft hatte. Sie hatte keinen Rang, sie hatte keine Ehre, und würde daher niemals verheiratet werden. Als sie zu alt war, wurde sie weitergereicht in die Prostitution, wo sich britische Soldaten und reiche Hongkonger gleichermaßen an ihr bereicherten. Stets unter vorgehaltenen Händen, mit gesenkten Köpfen, damit niemand sah, wo sie ein- und ausgingen.

Jeglicher Fluchtversuch blieb ohne Erfolg. Sie war an Ort und Stelle gefangen, kam nicht los, konnte nicht entkommen. Man kann nicht sagen, ob irgendwas in ihr zu dieser Zeit gestorben war, oder warum sie sich irgendwann mit ihrem Schicksal abgefunden hatte. Sie war und blieb eine Prostituierte. Das änderte sich auch nicht, als sie die Möglichkeit am Schopfe packte, nach Stellans auszuwandern.

Inzwischen ist der Hibiskus über einen Unterhand-Vertrag für das Casino tätig. Sie genießt einige Freiheiten, die andere nicht unbedingt haben, und kann sich daher ihre Kund:innen größtenteils aussuchen. Gleichzeitig ist sie seit einigen Jahren für das Spinnennetz aktiv und wird auf bestimmte Ziele angesetzt. Ob nun als Prostituierte oder als Begleitung ist dabei nichtig. So hat der Hibiskus endlich wieder das Gefühl, eine Aufgabe zu haben.

Sie ist regelmäßig an den Mahjong-Tischen zu finden und inzwischen eine gute Spielerin geworden. Dazu pflegt sie ein eigenes Verhältnis zu den anderen und sieht dabei besonders zur Magnolie auf, in der sie eine Art Mutterfigur sieht. Auch den Rest sieht sie als eine verquere Familie an, auch wenn sie das nie aussprechen würde.