Alle Inplayzitate
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Sie alle waren Hippies, die gerne ihre eigene Kräutermischung tranken, pünktlich um 15 Uhr, und es würde ihn nicht wundern, wenn sein Gegenüber sich auch irgendeines Kräutertees erfreute.
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In der Welt der Magier vergaß man schnell, dass die Sinma ihre ganz eigene Form von Zauber besaßen. Maschinen, die fliegen konnten, leuchtende Städte, Apparate, die Bilder und Töne einfingen. Keine Zauberformeln oder Rituale, sondern die Magie des menschlichen Geistes, die Wunder erschuf, wo vorher nur Vorstellungskraft war. Bemerkenswert und eindrucksvoll.
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Corvus schätzte die Stille. Für ihn war sie mehr als nur das Fehlen von Geräuschen — sie war eine Art Zuflucht. In der Stille fand er eine seltene Form der Ruhe, besonders in den späten Stunden der Nacht. Wenn der Lärm des Tages verklungen war und die Welt um ihn herum leise wurde, bot sich ihm die Gelegenheit zum inneren Rückzug.
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”Versuchst du uns zum Singen zu erpressen? Der feine Herr Excubitor?” Seine Augenbrauen zuckten in die Höhe, er zog noch einmal an seiner Zigarette und dann kam er Oleanders Bitte nach, indem er ihm erst die Zigarette überließ und dann dazu ansetzte, mit seinem Fahrrad loszufahren - jedoch nicht ohne voller Inbrunst zu singen zu beginnen: ”Kaaalinnnka, kalinka, kalinka mayaaa! V sadu yagada malinka, malinka maya!”
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Mein Blick geht kurz zu Imma, die wesentlich entspannter als ihre Mutter wirkt. Ich glaube, in einem anderen Leben hätte ich sie gemocht, in diesem aber habe ich seltsame Berührungsängste mit diesem Kind, weil mit ihm zu sprechen sich anfühlt als würde ich eine unsichtbare Grenze überschreiten, die Raphael zwischen die verschiedenen Versionen seiner selbst gezogen hat. Ich habe nicht auf jede dieser Versionen einen Anspruch.
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Leere Klassenzimmer hatten wahrlich etwas gespenstisches an sich, selbst dann noch, wenn die tief stehende Sonne das Licht in goldenen Streifen durch die Scheiben warf und die feinen Staubkörner darin tanzten wie tausende kleine Glühwürmchen.
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Ein Trio, das drei verschiedene Streichinstrumente bediente, legte ein solches Talent in- und aufeinander abgestimmter Töne an den Tag, dass sich bereits eine überschaubare Menschentraube um sie gebildet hatte, ein Großteil davon bewegte sich zu den mäßig schnellen Takten eines Songs, den Cassius nicht kannte. Er streckte dem Lamb die Hand entgegen. Auffordernd. Herausfordernd. Neugierig. Mit einem leicht schrägen, neugierigen Grinsen im Gesicht, das hoffentlich dennoch ausreichend distanziert wirkte, damit man ihm die Enttäuschung nicht sofort ansah, würde Arvin einen Tanz ablehnen.
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Es war zwar nicht das, was er brauchte und weshalb er diesen Ausflug unternommen hatte; doch würde es im Gehirn des Lambs hoffentlich für eine kleine Ausschüttung von Glück sorgen.
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Eliyas’ Lippen schmeckten noch immer nach süßen Kirschen und seinem heiteren Lachen, aber sie waren nicht dazu bestimmt, zu verweilen. Sie gehörten zu ein paar flüchtigen Tagen im Sommer, waren wie ein erfrischendes Eis zwischen der Hitze und anstehenden Prüfungen.
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Doch Maksim schien irgendwo zu sein, nur nicht in diesem Moment; sein Lächeln kläglich, was Eliyas beunruhigt hätte, wenn er sich nicht dazu entschied, dass dies nicht passieren konnte, weil wo wären sie, wenn ihn irgendetwas verunsichern würde, das der Fedorov tat oder nicht tat? Wünschte er sich, dass Maksim ihn beglückwünschte und umarmte? Natürlich. Würde dies jemals geschehen? Nein, weil sie eben nun einmal waren, wer sie waren.
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Alejandro existierte nicht in dieser Welt, in die Chiyeol sich kippte. Alejandro schmeckte nach dem Metall harter Münzen, nicht nach Blut.
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Chiyeol Byuns Wahnsinn war einer, von dem Alejandro stets befürchtet hatte, sich anzustecken. Den er sowohl belächelte als dass er ihn auch faszinierte. Vor dem er sich aus beiderlei Gründen in Acht zu nehmen hatte. Ein Wahnsinn, der mit Farben anfing, Blut verlangte und den Tod begrüßte.
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Nun sah er den Künstler, der nicht von ihm ablassen konnte. Der ihm die Eingeweide aufschlitzen würde, wenn Alejandro ihn nur ließe. Und für einen schrecklichen Augenblick erwischte sich Alejandro nicht nur dabei, dem gegenüber Gleichgültigkeit zu empfinden, sondern ihn sogar ernsthaft anspornen zu wollen. Do it. Disembowel me. Turn me into art. Carry me with you, always.
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Jedes Wort wurde verschluckt von seinem eigenen Puls, der ihm wie ein Bass in den Ohren lag. Alles, was sich zu seinen Seiten abspielte, sich nicht im direkten Mittelpunkt seines Blickfeldes befand, genau dort, wo der Zerrudo getüncht in den Farben des Lebens stand, verschwamm, als würde es in einer anderen Dimension versinken.
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"Acting like a lovesick dog now, Byun?" Da tötete man einmal zusammen und schon wollte der eine mehr.
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Die Wangen und Hände schmutzig, geküsst von dem Dreck, in den sie sich voller Ekstase getaucht hatten, wusste er, dass ein Reinwaschen von Körper und Kleidung leichter wäre als ein Reinwaschen seines Denkens. Weil jenes von den Fingerabdrücken des Byun wie eingedellt war; weil er ihn auf seinen Lippen schmecken konnte, ohne dass sich ihre Münder jemals berührt hätten.
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War ich nicht nützlich für dich? Die Bedürftigkeit, die in diesen Worten mitschwang, war wie Sahne, die Alejandro auflecken wollte. War ich nicht nützlich für dich? Nur kurz und doch lang genug hob der Zerrudo die Hand, legte sie in Chiyeols Nacken, drückte ihre Stirnen aneinander, so vertraut wie er es zuletzt vor vielen Jahren getan hatte. "Ich hab nicht vergessen, dass du eigentlich hier bist, um einmal mehr meine Pläne zu durchkreuzen. Aber ja, du warst nützlich für mich, wer hätte das gedacht."
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"Besser als du dich selbst." Es spielte keine Rolle, ob Chiyeol dem widersprach, war es doch Alejandros Wahrheit. Er kannte Chiyeol sowohl besser, als jener sich selbst, als auch besser als es Alejandro eigentlich angenehm war. Weil ihn zu kennen ihn auch unauslöschlich für ihn machte; und auf unerklärliche Art und Weise zu einer Welt, die tabu für ihn war. Für einen Geist aus einer Vergangenheit, die er nicht länger als die seine anerkennen wollte.
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Chiyeol Byun war doch schon immer kaltblütiger gewesen als er, während der Zerrudo nichts weiter als eine Schlange war. Ein Dieb, von Geld, von Erfolgen anderer Menschen, und auch von Erinnerungen.
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Es schien das Jahr der neuen Erkenntnisse zu sein. Das Jahr für rückkehrende Erinnerungen, die einem die Wirbelsäule hinabtropften wie Regen; Salz, das sich schwer und duftend in die Poren drückte. Seltsam, wie er ganz genau sagen konnte, wie sich damals ihre Hand in seiner angefühlt hatte - wie schwielig ihm die eigenen Fingerkuppen im Gegensatz zu ihren vorgekommen waren. Wie schüchtern sie beide gewesen waren. Wie Silas sich darüber lustig gemacht hatte, dass sie einander kaum in die Augen sehen konnten und dass Maurice jedes Mal errötete, wenn Evangeline und er sich küssten.
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Sie wäre wie ein Gebet ohne Mund, der es formte. Sie wäre wie ein Lied, von dem niemand mehr wusste, wie die Melodie ging.
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Selbst in Stellans konnte man untergehen. Selbst in Stellans konnte man in den Fugen der Gesellschaft verrinnen wie Dreck, der vom Regen die Rinnen hinabgeschwemmt wurde.
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Noch ironischer, weil es in dieser Straße trotz des Namens keine einzige Kirche gab, aber dafür eine zu eng gebaute Kneipe nach der anderen. Welchen Gott sie hier wohl anbeteten? Vielleicht ja doch den gleichen wie Silas, der die Getränkekarte studierte wie die Bibel, seit er auf einer der schmalen Eckbänke Platz genommen hatte. Welcher Psalm würde ihm heute wohl am besten schmecken?
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Zwei Wochen war länger, als sie das erste Mal, vor so vielen Jahren, als sie noch in Adamas zur Schule gegangen waren, zusammen gewesen waren. Man konnte somit durchaus behaupten, dass es zwischen den beiden Männern ernst wurde.
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Eliyas Katz war wieder verliebt, und er machte dies zu jedermanns Problem, weil was andere als Problem sahen, ihm die purste Freude war.
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Eliyas Katz war verliebt. Und immer wenn er verliebt war, verlor er jedes Gefühl für die Launen der Menschen um sich herum, ging lichterloh auf und verbrannte wie eine Zündkerze; so viel Körper, der bebte und sich wand und wie schwebend dem Himmel angehörte, anstatt am Boden zu heften; und die Süße der Tage wie dichter Wein auf der Zunge.
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Als Verliebter war es, ebenso wie als Geburtstagskind, seine Aufgabe, nervtötend zu sein. Wenn man verliebt und nicht nervig war, verriet man seines Erachtens nach den Geliebten. Man verriet die Beziehung, die in den Anfängen fragil war und durch eine wohlgemeinte Übertreibung beschützt werden musste.
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”Und einladend ist es obendrein. Perfekt, um junge Frauen zu entführen. Du bist nicht zufällig insgeheim ein Blutbaron, der nur eine verlockendere Gestalt angenommen hat, weil er sich für sein lichtes Haar, den blutleeren Teint und die gammeligen Zähne schämt?”, flötete Polina um ihre eigene Nervosität damit von sich zu schütteln , bevor sie sich im Eingangsbereich des Hauses aufrichtete.
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Die Vorzüge erschlossen sich Polina auch im Inneren nicht. Aber immerhin zögerte sie nicht, dem Wölfchen zu folgen, selbst wenn sie kurz vor ihrem inneren Auge die morgigen Schlagzeilen (vermutlich im Falkenkurier abgedruckt) stehen sah: Jüngste Tochter der Fedorov-Dynastie ermordet in verlassenem Haus aufgefunden — ihr Vater würde sie direkt ein zweites Mal umbringen, sollte ihr Tod als Erstes vom Falkenkurier abgedruckt werden; besser, sie starb nicht. Besser, sie starb spektakulärer.
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”Jetzt bin ich also schon dein Rotkäppchen?” Ein Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel, aber in ihren Augen stand vor allem die Gewissheit, die andere ertappt zu haben — nur bei was, wusste Polina Fedorova vermutlich selber nicht. Dafür war sie dann doch nicht weltgewandt genug, sondern bewegte sich noch immer zu sehr im sicheren Kielwasser des eigenen Familiennamens und der Schatten ihrer Geschwister, von denen manche tiefer und manche flacher waren. In einigen könnte man verschwinden; aus den meisten versuchte Polina jedoch verzweifelt herauszuklettern, wie ein Tier aus einem menschgemachten Loch.
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