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Er konnte einfach nicht glauben, dass ausgerechnet Zedekiah als Verdächtiger vor ihm saß und mit jedem weiteren Wort das bewerkstelligte, was nur den Wenigsten gelang: Eliyas Katz zu beschämen.
Weil's in Vergessenheit geraten ist, wie so manche Worte zwischen den Zeilen
”Aber es ist auch viel schöner ohne die Männer ständig im Schlepptau, nicht wahr?” Solche Sätze hörte sie öfter, vor allem im Strickclub wurden sie wie ein Mantra rauf und runter gesagt. Aurora fühlte sich nicht so. Sie hätte Gael am liebsten jeden Tag und jede Stunde um sich; sie wollte ihn und nur ihn in ihrer Nähe haben, wollte sich in seiner Brust ein Nest bauen, und sie hätte nichts schöner gefunden als mit ihm einkaufen zu gehen.
Wenn sie sprach, hatte Aurora das Gefühl, jederzeit würden ihr liebliche Nelkenblüten von den Lippen perlen. Und weil Aurora so fasziniert davon war, würde sie jene auffangen und sich selbst einverleiben. Balthazar Bellandi würde seine Frau sicherlich niemals betrügen, diese glückliche rothaarige Hexe.
Lächerlich war es natürlich, dies in einem Buchladen zu suchen oder eben bei einem Strickclub, dem man nur beigetreten war, weil man vor Einsamkeit entweder gar nicht oder zu viel schlief, und weil man sogar schon begann, zu tagträumen, der Milchmann würde nicht nur seine Milchflaschen auf den gepflasterten Stufen zur Haustür der Morenos abstellen, sondern klopfen, sie höflichst über den Tisch beugen und bügeln, bis ihr Kopf sich leicht und wattig anfühlte und ihre Glieder matt waren und alle Gedanken weg waren.
Oh, und natürlich war sie auch froh, dass sich Allegra in den fähigen Armen Jocastas befand, auch wenn sie sich zur gleichen Zeit für diesen Gedanken verachtete und allerlei Rechtfertigungen für dieses gottlose Gefühl der Erleichterung fand, das sie fern vom Bettchen ihrer eigenen Tochter durchflutete. Erleichterung, weil sie nicht länger Schnuller und Kuscheltuch und Nahrungsquelle und Schutz für dieses Bündel war. Weil sie kurz zurück in ihren eigenen Körper fiel und sich zu erinnern versuchte, wie das war. Wie es sein sollte.
”Ach, im zweiten Jahr! Siehst du, wie die Zeit fliegt. Sicherlich wird Emilio froh sein, in ihr bereits eine Freundin in Adamas zu haben”, überlegte Aurora laut. (Hoffentlich schwängerte er sie nicht.)
War das der Fanatismus, der wie Rauch um Virginias Herz hing? Diese Räume waren privat. Intim sogar. Hier hatte sie Bilder mit ihrer Familie, mit ihrem Mann. Dinge, die sie zwar oberflächlich mit Virginia geteilt hat, mit denen sie offen umging, die sie aber nicht zeigte. Ihr Mann gehörte ihr, ihr Familienleben, ihr einstiges, zerstörtes Familienleben, zu dem Virginia nicht gehörte.
Ihrer Frage schwang auch der neugierige Unterton eines Kindes mit. Vatergefühle entwickelte er zwar keine für seine Angestellte, aber mental deklarierte er sie als unbeholfenes Unschuldslamm. Wenn Agatino doch nur wüsste.
Du erscheinst mir normal. Aber ich muss auch akzeptieren, dass ich normal bin, und dass unsere Eltern normal sind.
Dieser Wind bedeutete Heimat und Sicherheit, dieser Wind konnte ihn in eine wohlige Nostalgie hüllen oder ihm einen unangenehmen Schauer den Rücken hinab jagen, dieser Wind konnte Geborgenheit und Verachtung in sich tragen. Dieser Wind trug den Namen seiner Mutter.
Aber wirklich anwesend war sie wohl kaum, als sie den Herrn priesen, sangen und dann der Liturgie lauschten, plötzlich sowohl wünschend, es wäre bald vorbei als auch würde sich länger ziehen; bis in die Ewigkeit, damit sie nicht den Mann tötete, den sie eigentlich doch liebte. Damit sie nicht die Ehe verlor, die sie seit Jahren am Leben zu erhalten versuchte.
Konnte er wirklich nicht verstehen, dass sie sich nur ewige Sonntagmorgende wünschte, an denen sie eine heile Familie waren? Selbst wenn sie nur so taten als ob, wäre ihr dies genug, das redete sie sich jedenfalls ein.
Trotzdem war die Stille endlich fort.
Denn selbst, wenn all ihre Söhne und Töchter vor sieben Tagen ihren Vater verlassen und stattdessen die Ruhe in Leningrad mit ihren Stimmen und Gelächter (oder realistischer: ihren gegenseitigen Sticheleien und Streitereien) vertrieben hätten, wäre die Stille nicht ferner gewesen. Denn wenn es sie auch tatsächlich verletzt hatte, wenn Dariya sie auch wirklich allesamt (manche mehr, manche weniger) vermisste, war es doch nicht der Verrat ihrer Kinder, der wie ein Dolch in ihrem Herzen steckte, nicht ihre Abwesenheit, die diese grausame Stille beschwor.
Ich dachte, wenn ich da jetzt rausgehe, dann sterbe ich. Ich falle von der Treppe, ich verlaufe mich im Schloss und werde nie wieder gefunden oder ich verbrenne mich beim Ritual aus Versehen selbst und nicht nur meinen Zauberstab.
”Ich entschuldige mich nicht für einen Fehler, den du gemacht hast.” Denn letztendlich war es doch Czars Verantwortung gewesen, es gar nicht erst zu solch einem Fall kommen zu lassen. Er war das Oberhaupt der Familie und des Beluns. Er war der Mann, der die Hände anderer schüttelte, selbst wenn er sich dabei selbst mit Blut befleckte.
Und ließ ihn auch nach Silas’ Familiar Ausschau halten, nicht dass sich jenes doch in einem unbedachten Moment über Pip her machte.
”Ich dachte, das hier sei Gottes Haus. Und der stört mich normalerweise nicht beim Üben.”
Wenn man sich nur auf die blonden, schmeichelnden Locken und den veilchenblauen Blick verließ, war da kein Abgrund, sondern nur engelsgleiche Geduld, die auf einen wartete.
Er saß gern hier und ließ sich von einem umherstolpernden, vermutlich zutiefst betrunkenen Pfarrer die Probe versauen. Er liebte das so sehr, dass ihm gar etwas Hitze in die Wangen schoss und er nicht anders konnte, als Silas Zapatka ungewöhnlich aufsässig anzufahren.
Alejandro Zerrudo hätte es noch nicht einmal gewagt, solch einen Anzug mit der Fingerspitze zu berühren, auch wenn Chiyeol sich davor scheute, ihn als stilvoll zu bezeichnen. Wer sich Tag für Tag in Schwarz hüllte, wollte ihnen sicherlich auch nur etwas Arbeit bei seiner Beerdigung ersparen. Wie zuvorkommend von ihm.
Doch was sollte er jetzt daran ändern? Er konnte schlecht sagen, sie müssten umdrehen und sofort diese Kekse backen; Bär müsste sie backen, um zu sehen, wie sie schmeckten, wenn er sie selber machte.
Klees zustimmendes Piepsen auf Miras Worte hin, verhinderte jedoch, dass Bär sich noch schrecklich dran aufhalten konnte, auch wenn ihn furchtbare Beilagen zu Tee persönlich mehr als beleidigten.
Aber er fürchtete sie zu vertreiben - so erklärte Margot es sich zumindest - behandelte sie wie eine Blüte aus Staub, die unter zu viel Druck einging. Manchmal liebte sie ihn dafür, für die Sanftheit und sein ewiges Verständnis. Manchmal sah sie auf ihn herab, für seinen Mangel an Kontrolle und Dominanz.
Und von ihrem ersten Kuss an überließ sie es Cillian ihr ein gutes Gefühl zu geben, die Wunden zu heilen: Die alten und die, die jeder Kuss aufriss.
Das war es, was sie tat, wenn ihr Blick umherschweifte: Sie versuchte, ihn oder eine Version von ihm zu finden. Und eines Tages fand sie ihn. Sie fand ein Stück von ihm in Cillian.
Wenn Margot neidisch auf ihre Schwester war, dann nicht, weil sie ihr dieses Leben nicht gönnte. Gott, wem wenn nicht ihrer liebsten Schwester würde sie dies sonst wünschen? Nein, wenn Margot auf ihre Schwester neidisch war, dann tat sie sich vorrangig selbst leid; weil sie sich in einen Mann und ein Leben verliebt hatte, das ihr nie zugestanden hatte
Die Welt versank im Rot der Styx, die sich über ihnen erhob und die Gräben flutete, um die Toten mit sich zu nehmen. Wie ein Tsunami breitete sie sich aus. Ein Sturm, welcher sein Herz in Benjamins Brust fand, seine Kehle empor stieg und seine Atemwege überschwemmte.
Er sah wieder zu Balfour. Auch er wirkte in seinem Anzug wie eingefallen, fehlplatziert und zugleich doch nur wie eine weitere Falte im Stoff.
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