Alle Inplayzitate
”Ich hab mich gefragt, ob du dich verändert hast. Und ich bin froh, dass du es nicht hast - nicht wirklich. Noch immer bist du wie Öl im Feuer. So entsetzlich leicht entzündbar.”
Zuweilen machten sich die beiden auch diverse Späße, oder eben eher zwischen ihnen ausgetragene kleine Wettkämpfe daraus, wer es schaffte die gefährlichere Fracht auf einem solchen Anlass einzuschmuggeln. Der letzte Abend dieser Art jedoch war unentschieden ausgegangen, weil sie sich beide, ohne Absprache, für eine Phiole mit Gift entschieden hatten und dabei beide zum exakt gleichen Gift gegriffen hatten. Eine Erinnerung, die ihr noch immer ein Schmunzeln entlockte.
”Shilkov, alter Junge. Hast du denn vergessen, an wessen Tisch du verloren hast?” Ohne große Probleme pflückt er die Finger des anderen von seinem Revers, aber da trifft ihn schon die andere Hand mit flacher Kante an der Schulter. ”Betrug … Betrüger!” Und vielleicht liegt er damit sogar richtig, aber anhand Alejandros Lächeln mit gerunzelter Stirn, als würde er sowohl Mitleid als auch Sorge für den Erben einer vor die Hunde gehenden Immobilienfirma empfinden, lässt sich die Wahrheit nicht klar ablesen.
„Alej, Alej, Alej … ts, ts, ts“, machte der andere und zeigte bei jedem Wort die Zähne. Fletschte sie. Ein Lächeln wie ein Wolfshund in einem unverschämt schönen Gesicht. Frances sah zur Seite, versuchte die Szenerie neben ihr zu ignorieren, wobei das dem blonden Herren sicherlich nicht auffiel, dieser hatte nämlich nur den Mann ihm Blick, den er Alej nannte. „Du siehst zu unschuldig und das hier…“, schamlos griff an das Revers von Alej, wo eine goldene Brosche befestigt war, und rieb diese zwischen Zeigefinger und Daumen. „… zu teuer dafür, dass du mir mehrere Monatsmieten schuldest.“ Er schnipste mit den Finger, die eben noch die Brosche gehalten hatten, unter das Kinn von Alej und lächelte. Ein beißendes, bleckendes Lächeln. „Oder was sagst du?“
Der tintenblaue Hosenanzug war an den Schultern zu groß und an den Beinen zu weit - nicht auf die Art, die in den Vereinigten Staaten gerade Popularität gewann, sondern auf eine offenkundig ungeschickte Art. Auf eine blamierend-verplappernde Art, die Frances neben ihrer Zurückhaltung, dem freudlosen Blick und den schwitzigen Fingerabdrücken an ihrem Weinglas demaskierte: Sie gehörte nicht hier her, aber sie war bereits zu weit vorgedrungen.
Während Jia im Anschluss an die Rede der Gestgeberin gemeinsam mit ihrer Begleiterin Ryoko eine Runde drehte, hegte sie das Bedürfnis diesen Anwesen bis auf seine Grundmauern niederzubrennen und keinen Finger zu krümmen, um den anderen Gästen die Hand aus dem dadurch entfachten, flammenden Inferno, zu reichen. Es war ein mittelstarker Impuls, den Jia niederkämpfte, mit Mühe und vor allem durch die Unterstützung ihrer Partnerin, welche es schaffte mit ebenso leichtem, wie effektiv eingesetzten Körperkontakt Linderung zu spenden.
Aufgeladen von versteckter Rhetorik und falschen Lächeln, wie er anhand der Eröffnungsrede von Sibyll van Doren bereits erkennen konnte. Wäre er nicht Teil des Kreises der Eingeweihten, hätte er ihre Worte ohne Ausnahme geschluckt, genossen, verdaut.
Während Elin Zuspruch und gleichzeitig eine strenge Hand benötigte, war Chiyeol deutlich pflegeleichter. Ihm würde eine Rübe vor dem Eselskopf reichen, um ihn in die Richtung zu lenken, die Jocelyn haben wollte.
„Du bist eine miserable Gastgeberin." Sein Blick glitt erneut hinüber zu dem kalten Kamin, die Finger in seiner Armbeugte zuckten kurz und im selben Moment loderten helle Flammen an der Stelle empor, die soeben noch durch ein gähnendes, schwarzes Loch überaus uncharmant bestochen hatte.
Aber sie glaubte wohl auch nicht mehr daran, dass es sich dabei um Agnessa handeln könnte, obwohl Eliyas sich seit Jahren eine kleine Freude daraus machte, sich vorzustellen, die hübsche Brünette mit den Rehaugen zu heiraten, damit sie einen ehrbaren Mann aus ihm machte.
Früher war sie eine Naturgewalt gewesen. Kein Sonnenschein, der niemandem etwas anhaben konnte, aber eine sehr kommunikative Person, die die Menschen um sich herum mitreißen konnte. Carla hatte immer eine Präsenz mit sich gebracht, die ihr Blicke einbrachte. Nicht immer wohlgesonnene, doch sie wurde bemerkt und hatte sich nicht darum gekümmert. Dieser Sturm, der sie umgeben hatte, war in ihr Inneres gewandert und sorgte dort für Verwüstung. Ihr eigenes Wesen hatte begonnen, sich gegen sie zu wenden und sie unternahm nichts mehr dagegen.
Ein Wechselbad der Gefühle, das immer wieder übergeschwappt war. Wenn Ungeduld, Jähzorn und eine nie überwundene Verletztheit an die Oberfläche drängten und ein lautstarkes Ventil suchten. Seit Monaten schon waren diese Emotionen ertränkt in einer Gleichgültigkeit, die es einfacher machte. Eine Gleichgültigkeit, die ihr so viel mehr Kontrolle über ihre Gedanken und Gefühle verschaffte, dass sie sich gerne darin verlor. Es war einfacher mit diesem ausgeglichenen Gemüt, doch sie verlor sich Stück für Stück und musste daran erinnert werden, wofür es sich zu kämpfen lohnte.
Die Welt hatte sämtliche Farbe eingebüßt, das Vogelzwitschern war einem lauten Rauschen gewichen und auf dem Weg bildeten sich bereits die ersten Pfützen, deren Wasseroberfläche aufgewirbelt und bräunlich vor ihm lag. Cassius stieß einen schweren Seufzer aus.
Ein Shepherd war keine gute Gesellschaft. Sein Name brachte den Tod.
Was Cillian sah, war nicht mehr als eine Leinwand mit ein paar Strichen, während James eine gänzlich neue Welt zu erkennen schien, welche sich vor dem Vaughn jedoch verschloss.
Ein Glück, dass Nikolay ein zu großer Spießer war, um ungebeten in einen Raum zu treten.
Er war nicht nur zu ihr ein lausiger Vater, sie glaubte, er war es zu allen von ihnen. Immerhin da war er gerecht.
Sie redete ihr gut zu, als wäre sie eine gute Fee, aber insgeheim war ihr Mitleid wie ein in Agnessas Mund gezwungenes Betäubungsmittel. Mach schön weit auf, schien sie zu sagen, und schluck ja alles herunter, was wir dir auftischen. Als Fedorova sollten jedoch weder ein solches Denken noch eine solche Behandlung fremdartig sein, richtig?
„Dein Cousin hat kein Glück bei den Frauen. Ich habe ihn fast aufgegeben… noch ein bisschen, und ich helfe selbst noch nach. Ich weiß auch nicht, was er macht, dass er so wenig Glück hat. Vielleicht ist er ganz schrecklich ungeschickt, wenn ich nicht hinsehe…“, sie seufzte, aber grinste verräterisch. „Aber das sagst du deinem Cousin vielleicht lieber nicht weiter.“
Dass sie keine Geheimnisse vor Cillian hatte, glaubte er nicht eine Sekunde lang. Er kannte Margot. Sie hatte Knicke und Ecken in ihrer Seele, die sie weder ihn noch sich selbst jemals hatte erforschen lassen.
Sie durfte sich ihm nicht erhaben fühlen und zeitgleich auf ihn angewiesen sein - diese Torheit beging schon ihre älteste Schwester und für Czar hatte diese Arroganz jeglichen Charme verloren
- jeder einzelne Gedanke, den Chiyeol je gehabt hatte, schien ihm nun direkt aus dem Mund zu fallen. Ein bisschen so als würde er sich erbrechen.
Dabei hatte er immer gewusst, wie fragil sie war. Lieblich und schön, aber verwundet. Dass unter dem zarten Schleier der Melancholie, in den er sich verliebt hatte, unglücksfarbene Betäubung lag.
Ich meine nur … Gut, dass ich nicht schwanger werden kann, ich würde mich gar nicht gut schlagen.
Das fühlte sich an wie sterben. War sie schwanger? Unverheiratet und schwanger? Wollte sie Lorraine ins Grab bringen? Ihre Eltern? James hätte fast bestialisch aufgelacht — da brachte der zweite Weltkrieg ihren Vater nicht um, aber eine unehelich schwangere jüngste Tochter würde das schaffen, was den Nazis nicht gelungen war.
Er konnte Zedekiah unmöglich allein durch dieses Auge des Sturms schicken — bei seinem Glück würde er einfach nur aus Versehen sagen, er sei für alles verantwortlich, und vor Gericht gezerrt werden.
Wenn Maksim es wagte, zu träumen, nur für sich, so heimlich, dass es sich anfühlte, als würde er damit gegen Gesetze verstoßen, dann doch stets mit dem Hintergedanken, dass ihm nichts davon jemals zustehen würde.
Er war schon oft geküsst worden, manchmal so überraschend, dass er das Gesicht weggedreht hatte. Manchmal so sanft, dass er geglaubt hatte, man wolle ihn damit verhöhnen. Jeder Mensch küsste anders, und Maksim Fedorov schien das Privileg gepachtet zu haben, dass seine Küsse sich genau wie seine Schläge anfühlten.
„Es braucht keine schwarze Magie, um grausam zu sein, Joaquin Moreno, du beweist es auch ohne“, gab sie mit zitternder Stimme von sich. „Schäm dich.“
|