Alle Inplayzitate
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Denn selbst, wenn all ihre Söhne und Töchter vor sieben Tagen ihren Vater verlassen und stattdessen die Ruhe in Leningrad mit ihren Stimmen und Gelächter (oder realistischer: ihren gegenseitigen Sticheleien und Streitereien) vertrieben hätten, wäre die Stille nicht ferner gewesen. Denn wenn es sie auch tatsächlich verletzt hatte, wenn Dariya sie auch wirklich allesamt (manche mehr, manche weniger) vermisste, war es doch nicht der Verrat ihrer Kinder, der wie ein Dolch in ihrem Herzen steckte, nicht ihre Abwesenheit, die diese grausame Stille beschwor.
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”Ich entschuldige mich nicht für einen Fehler, den du gemacht hast.” Denn letztendlich war es doch Czars Verantwortung gewesen, es gar nicht erst zu solch einem Fall kommen zu lassen. Er war das Oberhaupt der Familie und des Beluns. Er war der Mann, der die Hände anderer schüttelte, selbst wenn er sich dabei selbst mit Blut befleckte.
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Und ließ ihn auch nach Silas’ Familiar Ausschau halten, nicht dass sich jenes doch in einem unbedachten Moment über Pip her machte.
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”Ich dachte, das hier sei Gottes Haus. Und der stört mich normalerweise nicht beim Üben.”
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Wenn man sich nur auf die blonden, schmeichelnden Locken und den veilchenblauen Blick verließ, war da kein Abgrund, sondern nur engelsgleiche Geduld, die auf einen wartete.
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Er saß gern hier und ließ sich von einem umherstolpernden, vermutlich zutiefst betrunkenen Pfarrer die Probe versauen. Er liebte das so sehr, dass ihm gar etwas Hitze in die Wangen schoss und er nicht anders konnte, als Silas Zapatka ungewöhnlich aufsässig anzufahren.
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Alejandro Zerrudo hätte es noch nicht einmal gewagt, solch einen Anzug mit der Fingerspitze zu berühren, auch wenn Chiyeol sich davor scheute, ihn als stilvoll zu bezeichnen. Wer sich Tag für Tag in Schwarz hüllte, wollte ihnen sicherlich auch nur etwas Arbeit bei seiner Beerdigung ersparen. Wie zuvorkommend von ihm.
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Doch was sollte er jetzt daran ändern? Er konnte schlecht sagen, sie müssten umdrehen und sofort diese Kekse backen; Bär müsste sie backen, um zu sehen, wie sie schmeckten, wenn er sie selber machte.
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Klees zustimmendes Piepsen auf Miras Worte hin, verhinderte jedoch, dass Bär sich noch schrecklich dran aufhalten konnte, auch wenn ihn furchtbare Beilagen zu Tee persönlich mehr als beleidigten.
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Aber er fürchtete sie zu vertreiben - so erklärte Margot es sich zumindest - behandelte sie wie eine Blüte aus Staub, die unter zu viel Druck einging. Manchmal liebte sie ihn dafür, für die Sanftheit und sein ewiges Verständnis. Manchmal sah sie auf ihn herab, für seinen Mangel an Kontrolle und Dominanz.
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Und von ihrem ersten Kuss an überließ sie es Cillian ihr ein gutes Gefühl zu geben, die Wunden zu heilen: Die alten und die, die jeder Kuss aufriss.
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Das war es, was sie tat, wenn ihr Blick umherschweifte: Sie versuchte, ihn oder eine Version von ihm zu finden. Und eines Tages fand sie ihn. Sie fand ein Stück von ihm in Cillian.
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Wenn Margot neidisch auf ihre Schwester war, dann nicht, weil sie ihr dieses Leben nicht gönnte. Gott, wem wenn nicht ihrer liebsten Schwester würde sie dies sonst wünschen? Nein, wenn Margot auf ihre Schwester neidisch war, dann tat sie sich vorrangig selbst leid; weil sie sich in einen Mann und ein Leben verliebt hatte, das ihr nie zugestanden hatte
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Die Welt versank im Rot der Styx, die sich über ihnen erhob und die Gräben flutete, um die Toten mit sich zu nehmen. Wie ein Tsunami breitete sie sich aus. Ein Sturm, welcher sein Herz in Benjamins Brust fand, seine Kehle empor stieg und seine Atemwege überschwemmte.
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Er sah wieder zu Balfour. Auch er wirkte in seinem Anzug wie eingefallen, fehlplatziert und zugleich doch nur wie eine weitere Falte im Stoff.
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Was soll das eigentlich heißen, du willst deinen Geburtstag nicht im Royal Kitty verbringen? Es ist vielleicht kitschig und das Klientel etwas berührungsaffin, aber ich finde das eine ganz großartige Idee. Ich gehe als dein Vater, habe den perfekten Anzug dafür. Oder doch lieber als Katya? Ich könnte mir einen ganz wunderbaren Pelz besorgen.
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Grüß Katya und Agnessa und meinetwegen auch Miron. Nikolay musst du von mir nicht grüßen, der bekommt mich ja auch so schon nicht aus dem Kopf, da müssen wir ihn nicht noch an mich und mein perfektes Erscheinungsbild erinnern.
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Fedorov,
Jeder Brief von dir ist ein absoluter Genuss, weil du dich so herrlich darauf verstehst, dich zu beschweren. ![]()
Sie waren im Krieg miteinander, er und Mendelssohn, dessen Melodie an den Wänden wider und widerhallte, um Silas’ Kopf nun auch wirklich aus jedem Winkel anzugreifen.
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Wobei es auch oft genug nicht sein Bett war, in welchem er aufwachte. Von den Fußräumen zwischen den Kirchenbänken bis hin zum Straßengraben am anderen Ende der Taschendimension, hatte es Silas in seinem Rausch schon an beinahe jeden Ort von Stellans getrieben, denn es war die pure Unruhe, von welcher er sich in solchen Nächten treiben ließ. Wie ein Geist, der nicht so recht wusste, wohin mit sich.
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Freimütig gab sie hingegen Schnuller (Zigarette) und Kuscheldecke (Feuerzeug) an Silas, kümmerte sich um ihn, während sie die Beine baumeln ließ.
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Da gab es andere Dinge, über die sie nicht sprachen. Die Komplexität ihrer Arbeit, die Wahrheit ihrer Abgründe, tief, matschig, blutig; und unsichtbar für Silas und Abel. Wollte sie sie schützen? Wenn nicht vor ihr, dann vorm Syndikat selbst? Nein, in Wahrheit war Virginia nur eine eifersüchtig Liebende, die ihren (nicht ganz so neuen, aber immer noch intensiven) Glauben in sich barg wie eine heimliche Affäre.
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Manchmal so sehr, dass sie sich wieder in den eigenen Kindskörper wünschte, weil Jocelyn sie dann sicherlich wieder lieben können würde; wie eine Mutter zwar, nicht so, wie Virginia es sich eigentlich zu wünschen glaubte und doch wusste, es nicht zu verdienen, aber immerhin wäre es Liebe. Immerhin wäre ihre Göttin dann ihr zugewandt. Immerhin war ihre Angebetete menschlich.
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Sie verbrannte nicht, wenn sie am Kreuz Jesu vorbei schritt, und auch nicht wenn sie sich einen Spaß erlaubte und eins von den kleineren, an den Wänden baumelnden Kreuzchen herumdrehte, sodass Silas am nächsten Morgen sicherlich einen kleinen Herzkasper bekäme.
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Auch Abel hatte seine Glaubenssätze. So glaubte er leidenschaftlich und voller Überzeugung daran, dass Kurator Bonfes blasser Arsch noch nie das Sonnenlicht gesehen hatte.
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Man konnte vieles über Silas Zapatka sagen. Dass er etwas Anständiges aus seinem Leben gemacht oder eine Berufung gefunden hatte, dem Gemeinwohl diente, sich den schönsten Gelüsten hingab, ein wertvoller Teil der Gesellschaft war - all das gehörte sicherlich nicht dazu.
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Abel erlaubte seinen Geschwistern ihre Introvertiertheit nur bedingt. Selbst war er distanzlos und obwohl er ein eitles Arschloch war, war er herzlich, liebevoll.
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Man musste ein Vollidiot oder ein Betrunkener sein, um freiwillig ein Pfarrer zu werden. Silas war beides davon.
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Ein wenig beneidete sie Aurora Moreno. Ihre Familie war ein fester Bestandteil der Gemeinde. Wo auch immer man sie antraf, schätzte man ihre Gesellschaft. Vor allem schien sie jedoch schlau genug gewesen zu sein, um mit einem weiteren Kind zu verhindern, dass sie Emilios Einschulung in pure Verbitterung stoßen würde.
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Sechzehn Jahre lang hatte sie ihre Tochter beinahe stetig an ihrer Seite gehabt, ihr Leben hatte sich kaum um etwas anderes gedreht, und jetzt stand sie plötzlich ohne jene da und erwischte sich selbst dabei, verzweifelt ein Buch nach dem anderen auf ihrem Arm zu stapeln, in der Hoffnung, die plötzliche Leere an ihrer Seite damit füllen zu können.
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