Alle Inplayzitate
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Sie war immer noch gut darin: im Komprimieren ihrer eigenen Gefühle. Später würden sie hervorplatzen, jetzt ließ sie sich von ihnen die Rippen brechen.
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”Abel macht sich Sorgen um dich, weißt du?” Es war leichter, den Ältesten vorzuschieben, als Sinnbild geschwisterlicher Liebe, während sie selbst glaubte, nüchtern und kalt bleiben zu können. Abel liebte sie alle genug, dass sie nicht viel anderes aufwenden mussten, richtig? ”Er fragt sich, ob du nicht etwas zu viel von Jesu Blut trinkst.”
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”Dich würde ich niemals enttäuschen wollen, Silas, aber mich nützlich machen muss ich hier schon lange nicht mehr. Wie sollte ich? Es ist mitten in der Nacht. Und ich bin hier, um nach dir zu sehen — ist das nicht nützlich genug?”
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”Weißt du, ich kann immer noch Psalme rezitieren; ihr Echo zieht immer noch durch mich hindurch. Ich kann noch immer die Choräle singen, als hätte ich sie selbst geschrieben. Manchmal summe ich ihre Melodien, ohne es selbst zu bemerken, wie als …” Sie schüttelte den Kopf, hmm-te zum Abschluss. Wie seltsam, nach all den Jahren noch diese Lieder in sich zu tragen, deren Formen und Farben sich in ihr festgesetzt hatten wie Fingerabdrücke in feuchtem Ton.
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In einer anderen Realität wäre sie Pfarrer geworden und er würde … Sie versuchte sich vorzustellen, als was er stattdessen arbeiten würde. Als Winzer? Ihre Augen verengten sich leicht, so hart musste sie sich konzentrieren. Als Hausierer? Wie schön, Sie anzutreffen! Mein Name ist Silas Zapatka, Ma’am. Haben Sie schon von unserem neuesten magischen Staubentferner gehört? Jetzt in Vollautomatik, benötigt kaum mehr als diese herrliche Apparatschaft und einen aus dem Handgelenk gewirkten Zauber. Erleichtert die Hausarbeit wirklich ungemein. Darf ich nicht reinkommen? Oh ja, ein Kaffee wäre fantastisch. Zu einem Schuss sag ich natürlich nicht nein! Perfekt, so konnte sie ihn sich vorstellen. Wenn er nicht an Gott glauben würde, dann vermutlich an den Konsum.
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Scham brannte noch immer in ihr, aber sie war mittlerweile tröstlich. Rief man sie in ihr hervor, konnte man sich Virginias Entzückens sicher sein, so gierig lechzte sie noch nach den alten Wegen, die ihre Religion von der Wiege bis zur metaphorischen Bahre vorgezeichnet hatten.
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Abel rebellierte nicht, er hatte sich einfach aus einer Hülle geschält, die ihm sowieso immer zu eng gewesen war; hatte sich einer Welt geöffnet, die eigentlich Kindern wie ihnen, die in Isolation und mit indoktrinierter Furcht aufgewachsen waren, vorenthalten wurde. Er hatte sich in seinen Studien wie ein Gefäß füllen lassen und war verändert zurückgekehrt, hatte all seine Erfahrungen trotz des eigenen Zynismus’ mit seinen Geschwistern geteilt, sie nie im Stich gelassen.
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Sofern die Geschichten einen wahren Kern besaßen und die sprechenden Überbleibsel jenes Mannes nicht mit den Gebrüdern Grimm zu konkurrieren versuchten.
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”Woher kennst du die nochmal? Einem Dichter-Club? Machen bei sowas nicht nur Spießer mit?” Ambróis schnalzte einmal mit der Zunge und wedelte mit der Hand durch die Luft. ”Du hast doch keine Ahnung - weißt du überhaupt, was Dichter machen?” ”Dichtern?”
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Heute Nacht würde er Griffith nicht das Blut aus dem Gesicht tupfen, heute würde er sich tatsächlich amüsieren.
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Kein anderes ihrer Kinder hatte so jung schon darauf bestanden, seine eigenen Kleider auszusuchen und sich selbst anzuziehen, wie Maksim. Und niemand sonst von ihnen hatte schon bei der ersten Fahrt auf dem Fahrrad so verbissen darauf bestanden, ohne Stützräder zu fahren … was natürlich mit aufgeschlagenen Knien und Schrammen an Armen, Beinen und Kinn geendet hatte. Und die Tränen darüber wurden selbstverständlich mit bibbernder Lippe heruntergeschluckt, bis sein Kopf so hochrot gewesen war, als drohte er zu explodieren.
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In einem Magazin hatte sie kürzlich gelesen, dass körperliche Nähe einem Kind auch nach dem jüngsten Alter gut tun könnte. Und dass kontinuierliche Distanz und Strenge tatsächlich weniger hilfreich war.
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”Soll ich dir Frühstück ins Bett bringen, Mira? Du musst heute nicht aufstehen. Oh, und zieh dir doch Socken an. Du fängst dir nur noch was ein”, murmelte er schließlich. Wobei er erstaunlich nach Mutter und Vater in einer Person klang; vielleicht hatte er doch endlich den Punkt erreicht, an dem er sich dieser Rolle nicht länger fremd fühlte. Vielleicht war es das, was Angst um das Wohlergehen des Kindes mit einem machte: es gab den letzten, notwendigen Schubs, drückte einen schlussendlich in die Form, von der man befürchtet hatte, man würde nicht in jene hineinpassen.
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Eine Hand hielt Benjamin immer noch umklammert, die andere rieb enge Kreise auf dessen Rücken zur Beruhigung. Wenn er nur noch mehr Hände hätte, würde er Tee herzaubern, doch er wagte es nicht, Benjamin kalt, ohne haltende Hände zurückzulassen, solange jener nach Luft schnappte wie jemand, der leben wollte, unbedingt leben wollte, aber nicht wusste, wie man atmete ohne in seinen eigenen dunkel verrissenen Träumen zu ertrinken.
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Vielleicht ging sie doch lieber wieder nach draußen und erfror jämmerlich - ein besseres Ende als sich Ambróis auch nur eine Minute länger anzutun.
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Misstrauen war nicht jedermanns Schutzschild, so einige trugen ihr Herz auf den Lippen oder führten es gemeinsam mit ihren Geschlechtsorganen spazieren.
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Was ihn hätte glücklich stimmen soll, erfüllte ihn mit einem schrecklichen Fieber, das er aus sich herauszuspülen versuchte; sein Innerstes desinifiziert wie eine Wunde, die man vorm Eitern bewahren wollte. In dem Fall war die Wunde seine verzweifelte Liebe zu Maksim, der Eiter der Moment, in dem er ihn vollkommen missverstanden hatte, und die Naht die Scham, die ihn wegen alledem erfüllte.
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Es war purer Zucker, welcher Chiyeol durch die Adern pulsierte, süßes Glück, in welchem er ertrank, als seine Augen sich auf Alejandro richteten, voller Erwartung. Wie ein Kind, welches darauf wartete, dass man es lobte.
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Noch mehr als das liebte er jedoch die Aufmerksamkeit, mit welcher Alejandro ihn im gleichen Zuge bedachte. Tiefes Schwarz, welches sich auf ihn legte, wie Öl, welches nach einer Berührung der Flammen lechzte.
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Alejandro war Feuer. Von dem Moment an, in welchem er in Chiyeols Leben getreten war, war er zu der liebsten Flamme des Byuns geworden, nach welcher er immer wieder die Finger ausstreckte, auch wenn es zweifellos bedeutete, sich zu verbrennen.
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Ich wende mich ihm mehr zu, nachdem er geendet hat. Mir fällt auf, wie sich seine Stimme verändert, er beinahe auf der Sitzbank versinkt. Es ist beinahe aberwitzig. Ich bin mir umstößlich sicher, dass er das Potential hätten, diesen gesamten Saal mit seiner bloßen Anwesenheit auszufüllen. Stattdessen entscheidet er sich dazu, sich bis zur Unkenntlichkeit selbst zu eliminieren.
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Damals hätte ich gerne alles davon getan: ihn angenommen, abgewiesen, wahrgenommen. Die Reihenfolge wäre mir egal gewesen.
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Natürlich ließ Vega das nicht zu, bevor sie ins Gefängnis ging würde sie jeden anderen mit sich in den Untergang reißen und genau diese Drohung schwebte hier unausgesprochen durch den Raum und es war an Alejandro diese Bombe zu entschärfen, bevor Vega der Meinung war sie aufgrund eines Mangelns an guter Alternativen zünden zu müssen.
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Doch Gewalt war das Mittel der Wahl, wenn man schnelle Antworten auf komplexe Fragen haben wollte.
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Doch am Auffälligsten war das, was heute auf dem hellen Kragen seines Hemdes prangte, denn das war ganz bestimmt keine lippenförmige Brosche, sondern der Rest einer vermutlich nach Lilien riechenden Farbe. Ein Kuss, in den Stoff gedrückt, als hätte jemand den Hals von Ambróis verfehlt (vermutlich betrunken, oder einfach schlampig … So, wie er Cassidy kannte vermutlich beides).
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Der Mann war mit einem unerträglich dicken Fell gesegnet und schien sich selbst immer auf der Seite der Sieger zu sehen. Und da er sich im Casino öfter als nicht an Alejandros Seite befand, entsprach dies auch der Wahrheit.
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Verschwand in seinem Büro, wo er vor seinem Schreibtisch stehen blieb und das Bild anstarrte, das er dahinter aufgehängt hatte. Welches er nun herabriss, als wäre sein Künstler, dieser elendige Idiot, Schuld an alledem. Das er mit dem Fuß durchstampfte wie einen Brustkorb, bis der Rahmen zersplittert war, die Leinwand lieblos herabhing, eine traurige tote Zunge aus verzweifelter Farbe.
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Er betrachtete ohne wirklich zu sehen das an der grün gefliesten Wand hängende Bild. Es weckte weder Erinnerungen noch Entzücken, war nur ebenso da, wie der Rest des Gentlemen Clubs da war und für ihn, dessen Sinne auf anderes verschärft waren, wie auf jeden Atemzug, den Chiyeol tat, und der einer zu viel war. Oder das Geräusch von Mahoneys schwachem Pissstrahl, den er wirklich einmal im Hospital untersuchen lassen sollte.
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Wäre das Gewohnheitstier ein reales Wesen und nicht nur eine veranschaulichende Umschreibung, dann wäre genau dieses wohl zu seinem Familiar auserkoren worden.
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Dass es ausgerechnet diese Welt war, die sich in seinen Kern schmiegte, war nicht nur bezeichnend, sondern auch etwas, das Alejandro den letzten Minuten zuschrieb. In denen er Mudan zu Boden hatte gehen lassen, ihn über jenen schliff, wie als wäre er nichts weiter wert als ein alter Lappen, mit dem man die Holzdielen wischte.
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