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”And I never thought sleeping with women was lovely, but I’m glad at least you had your fun.” Wie ein eingesperrtes Tier trat er um sich, nun, wo er keinen Ausweg mehr fand. ”Do you think sleeping with Ambróis would help me too to make any sense to this? Does he have some kind of all-knowing magic dick?”
Sich zu verlieben, längeres, ernsthaftes Interesse für jemanden zu entwickeln oder gar Gefallen an diesen Begegnungen zu finden, die sich doch in erster Linie immer nur wie eine Notwendigkeit angefühlt hatten, war Maksim nicht in den Sinn gekommen. Nicht, bis er eine Kostprobe davon bekommen hatte, wie es sich anfühlte, Eliyas zu küssen. Wie anders das war, sich wahrhaftig danach zu sehnen, und wie erniedrigend zugleich, weil seine eigenen Wünsche schon immer das für ihn gewesen waren - erniedrigend. Nein, das konnte er nicht aussprechen.
In seinen Freundschaften war Maksim wie ein Fels in der Brandung, und in seinen Ansichten konnte er verbohrt und manchmal etwas eigenartig eingestaubt sein, wie als würden obskure Traditionen seines Familienstammbaums ihn so handeln lassen, wie er eben nun einmal handelte. Aber wenn es um Gefühle ging, kam sich Eliyas nicht zum ersten Mal vor, wie als würde er nach zu viel verlangen, würde nehmen und nehmen und selbst nichts geben.
Er verbat es sich, den Eliyas, der Maksim jahrelang heimlich geliebt hatte, in diese Konversation einzuladen. Er schützte ihn, indem er ihn von sich abspaltete, sich in eine Gewissheit hüllte, die doch alsbald von Maksim selbst zerschlagen wurde.
„You‘re not interested in men“, brach es ungläubig aus ihm hervor. „But clearly I am one.“
Wenn er schrieb, war es nicht länger so sortiert und von Idealen getrieben wie früher, sondern manisch, konfus, wie als würde ihm ein zweites, verderbtes Herz wachsen, das alle Sehnsüchte und Gefühle ausspuckte, sich selbst zerfetzte und zwischen die Zeilen drückte. Er schrieb Fetzen auf, die keinen Sinn mehr ergaben, und jegliche Worte, die er einst gemocht hatte, wurden nun von ihm gestrichen, tausendfach übermalt von Tinte, zerschnipselt von Scheren, durchgekratzt von Grafit.
„Du bist auch nicht recht viel sportlicher“, murmelte Heyne also stattdessen, während er sich von Charlie, der in Thema Herzlichkeit vermutlich jeder alten nach Mottenkugeln riechenden Tante Konkurrenz leisten konnte, durchschütteln ließ.
Zugleich sehnte er sich seit Anbeginn danach, lauter zu sein, nicht nur ein Flüstern, zwischen kristallenen Kronleuchtern und sich drehenden Spieltischen.
In seiner Angst zitterte er nicht, sondern er lag totenstill. Regungslos, unfähig, auch nur irgendetwas zu tun. Das war es, was Ambróis am meisten fürchtete. Nichts zu tun und Nichts zu sein.
Selbst in Stellans konnte man in den Fugen der Gesellschaft verrinnen wie Dreck, der vom Regen die Rinnen hinabgeschwemmt wurde.
”I’m not interested in men”, stieß Maksim es beinahe augenblicklich mit dem Rauch in die Luft, die Stimme seltsam fest, als hätte er diesen Satz schon tausende Male gesagt.
Es war, als wäre er zwischen zwei Welten gefangen: die sanfte Wärme seiner Mutter, die ihm erlaubte, weich zu sein, und die unnachgiebige Härte seines Vaters, der von ihm verlangte, dass er sich durchsetzte, dass er nie einknickte und Haltung bewahrte.
Dass sein Bruder nicht so einfach kleinzukriegen ist, ist Nikolay zwar in Anbetracht der neuesten Entwicklungen ein Dorn im Auge, jedoch ein Indiz dafür, dass der Name, den sie beide tragen, mit einer Standhaftigkeit einhergeht, derer sie alle - außer vielleicht Agnessa - sich zu erweisen haben.
Ich bin außen und gucke in etwas hinein, zu dem ich gehöre, in dem ich aber nicht mehr fest verbaut bin. Wie eine Schraube, die sich gelockert hat, die aber die grundlegende Funktionalität nicht völlig verändert.
Andererseits musste Maksim kein waghalsiges Experiment mit einer bunten Krawatte starten, um Nikolays vernichtenden Blick auf sich spüren zu können, als hätte Maksim ihm soeben gebeichtet, er würde fortan nur noch für das Klatschmagazin der Falkenraths schreiben.
Silas hingegen war ein erreichbarer Traum, auch wenn er frustrierend war, weil jener ihn behandelte, als befänden sie sich auf unterschiedlichen Seiten beim Tauziehen. Nur dass Maurice eben jenes Tau gar nicht in der Hand hielt, sondern mit den Händen stets nach Silas greifen, ihn anbetteln wollte, nicht mehr gegen ihn zu kämpfen – aber Bettelei, ach, auf Silas Zapatka hatte jene nie den gewünschten Effekt.
Der Blick aus Obsidian lag kalt auf ihm. Und auch Silas Gesicht zeichnete keine sprudelnde Freude als er seine alte Freundin sah, stattdessen schienen rote Schatten in seinem Blick zu tanzen. Wütend, glühend. Kohle und Asche. Wenn die beiden einander nicht so fremd geworden wären, dann hätte man dies als ihr altes Spiel bezeichnen können.
Wenn sie an ihre gemeinsame Schulzeit zurückdachte, dann blieb eine Erinnerung prägend: Sie und August auf dem Dach, den roten Wein direkt aus der Flasche trinkend und Silas Hand, schmutzig vom Klettern, wie er sie lachend durch das weizenblonde Haar von Maurice zauste. Sie hatten einander alle geliebt, aber diese Zeit war lange vergangen. Es gab keine Bande mehr zwischen ihnen, und wenn doch, war Héloïse hier, um sie mit aller Gewalt zu zerschneiden.
Eben weil er selbst für Sloan einen unkontrollierbaren Faktor darstellte, und da normalerweise Sloan dieser Faktor im Leben anderer war, war they auch klar, dass sie im Grunde miteinander in Konkurrenz standen. Somit auf Augenhöhe, auch wenn Abel die nervtötende Angewohnheit hatte, über seine so anziehend dominante Nase hinweg von oben herab anzusehen, als würde er they höchstens zufällig mit einem Blick bedenken, niemals absichtlich. Es machte Sloan wahnsinnig.
Und, dass er der Schreckschraube von nebenan, die gerade ganz zufällig einen Blick aus ihrem Fenster geworfen hat, eine fabelhafte Show bieten konnte, über die sie sich mit ihren Freundinnen beim Kaffeekränzchen sicherlich wieder das Maul zerreißen wird.
Und manchmal, da ist es nicht nur bloßer Unmut, da ist es leises, hässliches Flüstern, ob Ollie sich vielleicht für etwas besseres hält, weil er sich eben nicht auf derartiges ‘herablässt’. Und dann werden manchmal selbst Freddies Witze darüber etwas zu viel und etwas zu wenig lächerlich, als dass man darüber noch aus Mitleid lachen könnte, und nicht selten hat es Momente gegeben, in denen Heyne ihm mit einem sanften Stups gegen die Schulter und einem flehenden Ausdruck in den wehleidigen Zügen zum Aufhören zu bewegen versucht hat.
Menschen sorgten sich nicht um ihn, nicht um Maksim Fedorov, der doch schon immer breite Schultern und ein vor Stolz in die Höhe gerecktes Kinn gewesen war. Niemand musste sich um Maksim Fedorov sorgen, schon gar nicht seine besten Freunde.
Erstens, Heyne fror schnell, also war jede Aktivität, bei der man nicht mindestens zwei Lagen tragen konnte, absolut nicht geeignet für ihn.
Zweitens, Heyne hatte die Reaktionsgeschwindigkeit einer Schildkröte — außer es ging darum, sich wegen irgendetwas Sorgen zu machen, da war er erstaunlich schnell. Und drittens, Heyne hatte zwei linke Füße - und zwei linke Hände — und vielleicht sogar zwei linke Knie.
Zu schmal war der Grat geworden; auf der Suche nach seiner eigenen Seele lief er an Tausenden knorrigen Bäumen vorbei, an denen Tausende von Stricken baumelten, und alle knarzten sie seinen Namen, trugen seine Initialien, wartend darauf, dass er ihr Erbe annahm und sich zu Grabe tragen ließ.
Für Heyne bestand keine Frage, dass Oleander Caulfield früher oder später immer mitbekommen würde, wenn einem ihrer gemeinsamen Freunde etwas passierte. Vielleicht, weil er als Krankenpfleger arbeitete. Klar, das tat er zwar auf der Kinderstation, aber erstens benahmen sich Heynes und Ollies Freunde eh eher so, als würden sie genau dort hingehören - gut Heyne von Zeit zu Zeit vielleicht auch - und zweitens ging Heyne davon aus, dass gewisse Sachen in Krankenhäusern eben die Runde machten. Sachen wie ‘Übrigens einer deiner Freunde ist von seinem Balkon gestürzt und hat sich den Kopf aufgeschlagen’.
Er würde also wohl oder über dastehen müssen und zusehen, wie Charlie langsam aber sicher verblutete. Wenigstens wäre das Erlebnis vermutlich traumatisch genug, dass Heyne ein paar tief bewegende Gedichte darüber schreiben könnte.
Schon wieder verließ Benjamins Kehle ein halb lachender, halb erstickter Laut. Seine Schultern bebten, auf seinen Wangen brannten noch immer erhitzte Tränen. ”What is war if not stupid?”
Kokettierend mit ihrem Talent war Héloïse stets irgendwo zwischen unerträglicher Arroganz und zähnefletschendem Charme. Und wer sich dem ergab, konnte unter ihrer Führung genauso außerordentlich sein wie sie
Dabei war es doch genau das gewesen, was ihn so an Aurora gereizt hatte - die Herausforderung, welche sie in ihrem ganzen Sein für ihn dargestellt hatte, weil sie keiner Frau, welcher er je zuvor begegnet war, auch nur im entferntesten geähnelt hatte. Weil Frauen wie Aurora nicht mit Männern wie ihm sprachen - Männer, die ihr doch eigentlich nichts zu bieten hatten. Er war ein Niemand gewesen und Aurora alles.
So eine Puppe hatte keine Persönlichkeit. Verlor Zenaida gerade ihre? Weil sie nicht mehr erfolgreich war, weil sie ihre Freund:innen nicht mehr hier hatte? Wer war sie jetzt? Eine Versagerin. Dieses Geständnis, nicht mehr gesehen werden zu wollen, inmitten hungriger Augen, die sich an ihrem Sturz nicht sattsehen können, wog schwer.
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