Alle Inplayzitate
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Eliyas musste nicht da sein, damit Maksim wusste, wie er die schwarzen Augenbrauen zusammenzog, eine Falte zwischen ihnen bildete, wenn er über eine Stelle stieß, die ihn zum Nachdenken anregte. Er konnte es genauso sehen, wie den Winkel, in welchem Eliyas stets seine Beine überschlug und wie er sich träge tiefer in die Polster sinken ließ, wenn die Stunden an ihnen vorbei eilten, aber die Zeit sich noch zu roh für einen Abschied anfühlte.
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Oh, Maurice war nicht dafür gemacht, dass man in seinem Wesen herumrührte, auch wenn dies weder Silas noch Héloïse jemals davon abgehalten hatte, es zu versuchen.
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Die Erinnerungen an seinen schäumenden Blick und die zornigen Worte wirbelten durch ihren Kopf und sie sah auf ihre über den Akten zusammengelegten Finger, die sich eiskalt anfühlten. Dass sie die letzte Frau war, die nicht vor ihm zusammenzucken würde, glaubte Margot nicht.
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Es war schwer zu sagen, was das Seltsamste an dieser Situation war. Ihre Vergangenheit, die Emotionalität ihres letzten Aufeinandertreffens, die plötzlichen beruflichen Hierachien, der Tanz, den sie umeinander vollführten. Margot setzte sich brav. Brav, ja so kam sie sich vor, klein und scheu und erbärmlich. Die Akten hielt sie auf ihrem Schoß als sie sich setzte und ihm zuhörte, als James erklärte, dass er diese Situation nicht kreiert hatte.
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Vielleicht ist es Übung, vielleicht ist es Spaß, vielleicht ist es Angst, wer zum Vorschein kommt, wenn er damit aufhört.
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‘Der Einzige, der dir sagt, dass du dich zusammenreißen sollst, bin ich!’ knurrte Attila in Heynes Kopf und der junge Magier wusste sofort, was sein Familiar damit ausdrücken wollte. Reiß dich zusammen, rede mit deinen Freunden, sag ihnen endlich, was dich beschäftigt. Aber das war so viel leichter gesagt, als getan und es war noch viel leichter gesagt, wenn man ein Igel war, der den ganzen Tag in einer Jackentasche herumgetragen wurde.
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Heyne hatte die Hände tief in den Taschen seiner Jacke vergraben, während er durch die Straßen Stellans schlenderte. Dabei war das Wort schlendern vielleicht etwas irreführend. Von außen mochte es zwar aussehen, als wäre der junge Mann, bewaffnet mit wenig mehr als einer Tasche, die bei jedem Schritt leise vor sich hinklirrte, auf einem Spaziergang, aber wenn man das Herz, das wie ein aufgeregter Vogel in seiner Brust um sich schlug, hören könnte, dann würde man vielleicht sogar annehmen, er wäre auf dem Weg zu seiner eigenen Hinrichtung, nicht dabei seinen besten Freund zu besuchen.
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Er war alt geworden; nicht mehr der charismatische junge Mann, der mit einem Rotwein in der Hand wusste wie er ganze Abende und Gesellschaften unterhalten konnte. Und er war auch nicht mehr der junge Vater, dessen strenge Stille seinen Kindern selbst den Mund verbot. Er war von einem Akteur zu einem Beobachter geworden und auch wenn dies nicht unbedingt schlechtes war, - schließlich war er längst nicht mehr in der Position sich die Hände selbst schmutzig machen zu müssen - so war ihm die quellende Jugend seiner Kinder an diesem Tag bewusster denn je.
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Sie gaben ihm eine Bestimmung, einen Sinn und so fühlte es sich auch mit Alejandros Händen auf seiner Haut an, als würde es endlich einen Sinn machen, warum er diesen Körper überhaupt besaß, warum man ihn in diese Form gedrückt hatte, ihm mehr als die sehnigen Hände gegeben hatte, welche es benötigte, um zu töten, mehr als den nun so rosigen Mund, um den Verstorbenen eine Stimme zu geben.
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Er fühlte sich viel zu oft als wäre er nur Rauch in diesem Körper, nur ein ausgedünnter Nebel, welcher sich zwischen die kalten Wände seiner Rippen verirrt hatte und stets drohte, mit dem nächsten Atemzug zu entweichen. Wenn er sich bewegte, dann stets, als würde jemand anderes mit Fäden an ihm ziehen, darüber bestimmen, wie viel Schwung er in seine Schritte legte, ob er die Hand zu einer Faust formte, nach einem Messer griff oder etwas mit den bloßen Fingern zu zerquetschen versuchte.
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Sie hatte gewusst wie gefährlich es sein würde ihn zu provozieren, ihn zu konfrontieren und doch bereute sie selbst in Angesicht dieses Schreckens nicht für sich eingestanden zu sein. Was sie bereute war nicht doch seine Kleidung in Brand gesteckt zu haben, als sie die Chance dazu gehabt hatte und nicht selbst Opfer eines solchen Zaubers gewesen wäre.
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Dann, scharf einatmend, eine Hand in dessen Schopf geschoben, die andere über seinen Arm wandernd, während er ihn tief küsste, wie jemand mit einem Ziel. Jemand mit einem Wunsch, den er dem anderen in die Hände legte, auch wenn dessen Hände höchstens versprachen, fallen zu lassen, was man in sie drückte.
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Es ist nicht mein Helfersyndrom, dass mich zum Helfen bringt, sondern viel mehr die Tatsache, dass ich jede andere Option unangenehm fände.
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Denn im Rainbow Road geschah nie etwas Gutes, nicht wirklich.
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Wenn man die Augen auf Vega legte machte man sich in der Regel keinerlei Illusionen darum welcher Arbeit sie nachging, welche Dienste sie anbot. Und das war ja schlussendlich auch der Sinn der Sache, mit Subtilität fand man keine Freier.
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Eliyas hielt es für nichts als eine fadenscheinige Ausrede, um mehr Zeit an diesem Wochenende mit ihm zu verbringen. Deswegen lächelte er auch so selbstgefällig und ließ sich salopp gegenüber von Maksim auf einen Stuhl fallen, von wo aus er ihn betrachtete wie als würde er überlegen, wie er ihn am besten aus seiner Kleidung bekäme - die Lider leicht gesenkt, die Ohren gerötet, die Grübchen in den Wangen voller Schabernack.
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”I can do stuff on my own quite well, thank you very much.” Eine Halbwahrheit, im besten Sinne.
Aber die nächsten Worte seines Gegenübers schaffen es tatsächlich, ihm ein unwillkürliches Schmunzeln zu entlocken, das er, in dem Moment, in dem er es bemerkt, hinter seinem Schal zu verstecken versucht. Ist es… Stolz? - Nichts, was er offen zugeben kann, zumindest. Doch in der Tat flammt etwas in ihm auf, das Stolz ziemlich nahekommt. Stolz, dass er etwas für sich hat, etwas, das nur ihm gehört, etwas eigenes - endlich -, nachdem er so lange danach gesucht hat. ![]()
Freddie weigert sich vehement, den Zweifeln, die sich in seinem Inneren aufzubäumen versuchen, stattzugeben. Er weiß, dass sie da sind, aber ignoriert sie geflissentlich. Wie ein nerviges Kind, das zu oft am Rockzipfel der Mutter zieht und nach Aufmerksamkeit verlangt, die man ihm nicht geben will.
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Er verschließt die Augen vor dem dunkel gefärbten Kopfsteinpflaster - das im Schwarz der Nacht wesentlich weniger deutlich hervorsticht als unter dem Licht der Sonne -, er wendet den Blick ab, wenn er ein Gebäude passiert, das noch vor wenigen Tagen nicht so ramponiert ausgesehen hat. Er lässt sich in die selbst aufgezwungene Unwissenheit fallen, nur um sich nicht mit den Tatsachen konfrontieren zu müssen.
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Er konnte sich sogar nur noch vage an sie erinnern, wie als hätte der Mann von damals nur in seinen Träumen existiert. Und wie an einen Traum, dachte er auch an ihn nur kurz nach dem Aufwachen oder dann, wenn ihm selbst siedendheiß auffiel, wie er sich verändert hatte. Denn natürlich verstand selbst James Balfour in all seinem Zynismus, dass es nicht nur die Welt war, die sich gewandelt hatte, sondern vor allem auch er selbst.
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Ihre Haltung war aufrecht und steif, während die andere weiter in sich zusammensank und dann sogar ihr Gesicht hinter ihren Händen verbarg. Es störte Elin sofort. Die schlanken Hände, die sich wie fleischige Vorhänge um das schöne Gesicht schlossen, das sie noch nicht loslassen wollte.
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Elin lächelte. Zögerlich und sacht als wüsste sie nicht so recht, wie sie ein angemessenes Lächeln auf ihr Gesicht zeichnen konnte.
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Aber allein der Anblick, der Frau mit den scheuen Augen, hatte einem der Zahnräder einen Tritt verpasst, es aus seiner Struktur fallen lassen, hinein, in das tiefe Loch zwischen ihren Rippenbögen. Und dort klang es nun. Laut, eindringlich, voll. Ein betörender Klang. Einer, der nur eine einzige Wahrheit bedeuten konnte: Die Fremde wollte von ihr gesehen werden; wollte dass Elin aus ihrer Struktur fiel; wollte sich im Auge des Sturms suhlen wie ein Falke, der den Wind bricht, nur um im Zentrum der Stille zu kreisen.
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Damianos, der schwarzhaarige Grieche, der zwar nicht blond, aber durchaus gewaltbereit gewesen war, hatte zumindest zur Hälfte genau in Eliyas’ Geschmacksprofil gepasst. Vor allem an die muskulösen Oberarme konnte Ambróis sich noch erinnern, aber auch daran, wie Damen jene nach jedem Orgasmus geküsst hatte und sich in seinem Selbstlob halb ertränkt hatte.
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Wo Eliyas war, war auch sein breitschultriger Schatten meistens nie weit entfernt gewesen und es hätte Ambróis noch nicht einmal überrascht, wenn Eliyas eines Tages auch den Fedorov zu ihnen ins Bett eingeladen hätte, nur um Ambróis dann wie eine einsame Jungfer auf der Kante sitzen zu lassen, während er sich mit seinem angeblich nur besten Freund vergnügte.
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Seit seiner Rückkehr nach Stellans fühlten sich die Monate nebliger an. Ihre Versuche die widersprüchlichen Gefühle zu verdrängen, führten zu einer Aushöhlung in ihr, zu einer Abwesenheit, die sich von innen langsam nach außen trug.
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Womöglich erinnerte sich Sloan an ein Gespräch vor einiger Zeit. Ein Abend, in dem Alkohol geflossen war und durch eine Verkettung aus Themen und Ereignissen zur Sprache kam, dass Irene einst einen Kinderwunsch gehegt hatte. Es war nie zur Erfüllung dessen gekommen, ebenso wenig zu einer Hochzeit mit Joyce und nun fühlten sich all die einstigen Träume, so sehr Irene sie gleichzeitig aufgrund ihrer Traditionalität auch immer belächelt hatte, unendlich weit entfernt, geradezu wie Erinnerungen aus einem vergangenen Leben.
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”First and foremost I shall always be your best friend, Maksim.” Er wusste nicht, wie er sagen sollte, dass dies separat war. Dass er ihn liebte und fürchtete, ihn als besten Freund zu verlieren, aber dass er in ihm auch mehr als das sah. Er hatte solche Angst vor der Flut an Wahrheiten, an der sie haarscharf vorbei schrabbten, dass die Versicherung wie der einzige Anker wirkte, den er sich und seinem erbärmlichen Selbst auswerfen konnte.
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Die Art, wie sie einander auf die Schulter klopften, einander ansahen, beobachteten, ja, überhaupt beachteten, war jedoch stets ein Indiz dafür, wie sehr ihre Freundschaft auf der Kippe stand. Als noch alles gut zwischen ihnen gewesen war, hatten sie immer erst nacheinander Ausschau gehalten, egal wer noch im Raum war. Und die erste Frage, wenn der andere nicht anwesend gewesen war, hatte sich immer um den Fehlenden gedreht. Anhand der Art, wie Maksim ihn zur Begrüßung anlächelte, machte Eliyas seit Jahren fest, wie willkommen er in Stellans noch war, obwohl er doch so viel Zeit außerhalb der Taschendimension verbrachte.
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„Kurz vor Schluss doch noch den Mut aufgebracht hier rein zu wandern? Typisch Touristen.“
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