Man kennt sie, die altertümlichen Darstellungen von Hexen, gebückt, auf einem Besen, ein Zauberstab auf neugierige Kinder gerichtet, die die Hexen fressen wollen. Eine beliebte Darstellung während der Hexenprozesse, eine beliebte Darstellung um belastete Stereotype anzuwenden. Die Realität könnte wohl nicht ferner von diesem gehässigen Bild sein - obwohl der Zauberstab wohl etwas ist, das zumindest einen Funken Wahrheit erhält. Doch sind die Zauberstäbe der tatsächlich realen Zauber:innen längst nicht so, wie von den meisten unwissenden Nichtmagischen, den Sinma, vermutet.

Zauber:innen, deren magisches Potenzial aufgeflammt ist, müssen schnell lernen, dieses zu nutzen und vor allem zu kontrollieren. Magische Familien beginnen damit vielleicht schon kurze Zeit vor der tatsächlichen Ausbildung an einer Zauberschule, für gewöhnlich kann aber auf die Einschulung mit 16 Jahren gewartet werden. Da Magie gerade in ihren Anfangsstadien unberechenbar und für die anwendende Person schwer zu bändigen erscheinen mag, wird ein Hilfsmittel zur Kanalisierung der Magie benötigt: Der Zauberstab. Salopp ausgedrückt fungiert der Zauberstab für Zauber:innen also wie die Stützräder an einem Fahrrad für all die Kinder, die das Fahren gerade erst lernen. Nach ihrer Ausbildung, also nach dem Erlernen die Magie zu kontrollieren, ist der Zauberstab nicht mehr nötig.

Die Schüler:innen einer Zauberschule erhalten allerdings keinen bereits vorgefertigten Zauberstab. So etwas gibt es nicht und wird nur gerne zu Kostümpartys von Sinmas getragen, aber nicht in der echten magischen Welt. Tatsächlich, und so auch in Adamas, hat jede Zauberschule einen eigenen Garten, in dem ein großer, uralter magischer Baum gepflegt und gehegt wird. Er verleiht dem Zauberstab vielleicht keine besonderen Kräfte oder ein Bewusstsein, lehrt die Schüler:innen allerdings, dass Magie auch etwas mit Opfer und Respekt zu tun hat. Die Schüler:innen müssen zu Beginn ihrer Ausbildung in ihrer Zauberstab-Reise in den Garten, um eine Spende Holz des Baumes zu erfragen. Hier kommen sie zum ersten Mal in Kontakt mit der Magie, die unsere gesamte Natur und unser gesamtes Sein durchfließt. Gewährt der Baum die Spende, verliert er zumeist einen stärkeren Teil eines Astes, sodass die Schüler:innen ihren Zauberstab selbst schnitzen können.

Hier erhält der Zauberstab seine Individualität. Das Material ist für jede Person gleich, doch das Aussehen und die Griffigkeit des Stabes bestimmen die Träger:innen selbst. Es wird als Reise beschrieben, da es den meisten Schüler:innen ein wenig wie eine Trance vorkommt, eine Reise in das Selbst. Viel mehr als dass man über die Länge und die Biegsamkeit irgendwelche fadenscheinigen Ableitungen auf den Charakter einer Schülerin oder eines Schülers herstellen kann, ist es der Umstand, dass die Schüler:innen sich voll und ganz auf die Magie im Garten und das Schnitzen konzentrieren und hier im Bestfall bereits eine gewisse Art des inneren Gleichgewichts erlernen. Wenig verwunderlich, dass viele Schüler:innen berichten, sich selbst gesehen zu haben, sich gar unterhalten zu haben. In der Zaubergemeinschaft wird die Zauberstab-Reise recht unterschiedlich gedeutet. Ist es eine Vorahnung, ein vager Blick in das eigene Schicksal? Ist es eine Mahnung oder gar Warnung für die Zukunft? Oder ist es nur die Begleitung des Selbst in eben jenem Zeitabschnitt, in dem Schüler:innen eben in einem sensiblen Alter für die Magie sind? Es existieren viele Theorien und Ansichten - was wirklich dahinter steckt, muss jede Person für sich selbst entscheiden.

Mit dem Ende der Ausbildung und der letzten Prüfung im Schulfach "Beschwörungen und Rituale" wird der Zauberstab verbrannt, der Familiar beschwört, und damit das Ende des Lernens besiegelt. Auch wenn das selbstverständlich nicht ganz korrekt ist, müssen junge Zauber:innen schließlich in der Ausbildung und im Studium ihres späteren Jobs weiter über ihre Magie lernen. Entsprechend ist es eben das Ende eines jugendlichen Abschnitts, das Abnehmen der Stützräder ihrer Fahrräder.

Folglich ist es den Zauber:innen dann möglich, Magie ohne Zauberstab kanalisiert und kontrolliert zu wirken.

TLDR

Einschulung mit 16 Jahren, eventuell bereits vor der Schulzeit Vorbereitung auf magische Ausbildung
Zauberstab als Hilfsmittel zur Kanalisierung der Magie, da Magie in Anfangsstadien unberechenbar und schwer zu kontrollieren ist
Zauberstäbe werden zu Beginn der magischen Ausbildung individuell von den Schüler:innen selbst aus dem Holz eines uralten, magischen Baums geschnitzt - sog. Zauberstab-Reise
Konzentration auf Magie & das Schnitzen
Trance ähnlicher Zustand; Reise in das Selbst
manche berichten, sich dabei selbst gesehen oder gar mit sich selbst unterhalten zu haben
unterschiedliche Deutung der Zauberstab-Reise; Blick ins eigene Schicksal?
am Ende der Schulzeit wird in der Abschlussprüfung im Fach Beschwörungen und Rituale der Zauberstab verbrannt und das Familiar beschworen
Folglich ist es den Zauber:innen dann möglich, Magie ohne Zauberstab kanalisiert und kontrolliert zu wirken